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Barockreiten – die klassisch-barocke Reitweise im Portrait

Immer mehr Reiter*innen in Deutschland und auf der Welt interessieren sich mittlerweile für alternative Wege und Reitweisen. Reitweisen, in denen das Wohl des Pferdes an oberster Stelle steht, man dem Pferd auf Augenhöhe begegnet, man ein freundschaftliches, harmonisches Miteinander anstrebt und trotzdem anspruchsvolle Reitkunst ausübt.

Wer dies alles sucht, für den könnte die klassisch-barocke Reitweise – auch „Barockreiten“ genannt – von Interesse sein. Im Folgenden werde ich die Barock-Reiterei also mal genauer vorstellen.

Diese Themen werden im Folgenden behandelt:


Ursprung der klassisch-barocken Reitweise

Die klassisch-barocke Reitweise orientiert sich an den alten Reitmeistern, allen voran an François Robichon de la Guérinière.

François Robichon de la Guérinière ist einer der bedeutendsten Reitmeister der Renaissance und darüber hinaus auch Erfinder des Schulterhereins auf vier Hufspuren.

Im Gegensatz zu vielen anderen Reiter*innen seiner Zeit, legte er großen Wert auf eine gewaltfreie Ausbildung, Ungezwungenheit und Leichtigkeit. Er begriff die Reiterei als eine Kunstform, nicht als Wettbewerb (er bildete seine Pferde auch nicht für den Einsatz im Krieg aus), und sah die Ausbildung eines Pferdes als Vollendung der Natur an. Er erkannte schon damals, seiner Zeit weit voraus, dass der wahre Glanz eines Pferdes sich nur entfalten kann, wenn es motiviert mitarbeitet, körperlich und geistig im Gleichgewicht ist und nicht mit roher Gewalt zu sportlichen Höchstleistungen gezwungen wird.

Diese Werte spiegeln sich auch in der heutigen Auffassung des Barockreitens wider.


Reiten im Damensattel typisch für das Barockreiten bei Picadera
Judith mit ihrem PRE-Wallach Zapata

Ziele in der Barock-Reiterei

Das übergeordnete Ziel der Pferdeausbildung in der Barock-Reiterei ist, dass das Pferd am Ende seiner Ausbildung in allen Gängen und Touren einhändig auf blanker Kandare geritten werden kann und sich im physischen und psychischen Gleichgewicht befindet. Dies beinhaltet natürlich, dass das Pferd mit feinsten, fast unsichtbaren Hilfen geritten werden kann, die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter*in kontinuierlich verbessert wird und das Pferd über die Schenkel und Gewichtshilfen geritten werden kann.

Weiterhin muss der/die Reiter*in ebenso lernen, das Pferd nicht zu stören. Er/Sie muss seinen/ihren Körper und seine/ihre Emotionen unter Kontrolle haben und darf das Pferd nicht zur Selbstinszenierung nutzen, sondern sollte sich darauf konzentrieren, das Pferd „strahlen“ zu lassen.

Das Pferd soll motiviert mitarbeiten, sich über die Arbeit freuen und den Hilfen Folge leisten wollen. Es soll bei der Arbeit wachsen, aufblühen, stolz auf sich sein und sich wohlfühlen in seinem Körper. Dabei ist das Lob ein essenzieller Bestandteil bei der Ausbildung eines Pferdes.


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Was macht die klassisch-barocke Reitweise aus?

In der Barock-Reiterei erarbeitet man grundsätzlich die gleichen Lektionen wie in der klassischen Turnier-Reiterei auch. Nur der Weg zu den Lektionen ist manchmal ein anderer – und findet unter anderen Umständen statt. Die Lektionen sind kein Selbstzweck und auch nicht dafür da, sich mit anderen zu vergleichen, sondern dienen der Gesunderhaltung, Kräftigung und Gymnastizierung des Pferdes.

Während ein Turnierpferd immer eine bestimmte Kombination von Lektionen beherrschen muss, kann man in der Barock-Reiterei freier wählen. Ein Pferd mit Talent für versammelnde Lektionen aus der Klasse S kann diese lernen, bevor es zum Beispiel andere Lektionen aus der Klasse L beherrscht.

Das Pferd wird als Individuum betrachtet und seinen Talenten entsprechend behandelt und gefördert. Kein Pferd wird in ein Schema gepresst und muss danach funktionieren. Man kann also sehr individuell auf das Pferd und seine Talente eingehen. Außerdem fällt beim Barockreiten der Zeitdruck weg und die Lektionen und die Verfeinerung passiert aus Freude an der Reiterei und nicht, um sich mit anderen zu vergleichen.

Je nach Talent kann ein Pferd in der Barock-Reiterei nach den Schulen auf der Erde (alles von Schulterherein bis Piaffe und Passage) auch noch in den Schulen über der Erde (Levade, Kapriole …) oder unter dem Damensattel ausgebildet werden.

Weder die Turnierreiterei noch das Barockreiten sind als jeweils „besser“ oder „schlechter“ einzustufen. Es sind lediglich unterschiedliche Ziele und Herangehensweisen, die Reiterei zu (er)leben und das Pferd gesundzuerhalten. Es gibt in jeder Reitweise gute und schlechte Reiter*innen! Unabhängig von der Reitweise sollte man immer im Sinne des Pferdes und zum Wohle des Pferdes handeln, die Fehler bei sich suchen, an sich arbeiten und ein harmonisches Miteinander anstreben.


Für wen eignet sich die klassisch-barocke Reitweise?

Grundsätzlich für jeden.

Jede/r, der/die Interesse hat an der Pferdeausbildung Pro-Pferd, die/der Interesse daran hat, sich mit der Pferdeausbildung und den Lektionen auseinanderzusetzen und daran, das Pferd zu motivieren.

Jede/r, die/der mit seinem Pferd zu einem Team zusammenwachsen möchte und sein Pferd – mit oder ohne das Ziel der Turnierreiterei – anspruchsvoll ausbilden, reiten und langfristig gesunderhalten möchte. In der klassisch-barocken Reiterei sind alle willkommen, die Pro-Pferd denken, lernen und an sich arbeiten wollen.

Auch alle Pferderassen sind natürlich willkommen und jedes Pferd, vom Shetlandpony zum Islandpferd über den Lusitano bis zum Kaltblut, kann von der klassisch-barocken Ausbildung profitieren. Nicht nur ‚Barockpferde‘.

Auch viele Reiter*innen und Ausbilder*innen und deren Pferde, die normalerweise in der Turnierreiterei beheimatet sind, profitieren von klassisch-barocken Ausbildungselementen – wie zum Beispiel der Arbeit an der Hand – und kooperieren mit „barocken“ Ausbilder*innen, wenn es um die Erarbeitung schwerer Lektionen (z. B. Piaffe, Passage) geht. So kann man voneinander lernen, sich austauschen und „reitweisenübergreifend“ Pferde gerecht und sinnvoll ausbilden.

Außerdem hat man mit den diversen Ausbildungselementen der Barock-Reiterei, auf die ich im Folgenden noch eingehen werde, einen ganzen Pool an Möglichkeiten, individuell auf jedes Pferd, zum Beispiel auch auf Pferde die nicht (mehr) geritten werden können, einzugehen und mit ihnen zu arbeiten.


Ausbildungs-Elemente der klassisch-barocken Reiterei

Anders als der Name es vielleicht vermuten lässt, besteht die Barock-Reiterei bei weitem nicht nur aus ‚reiten‘, sondern aus vielen weiteren Elementen (von denen ich zwei hier vorstellen werde), die mittlerweile erfreulicherweise immer mehr Anklang auch in anderen Reitweisen finden.

Die Arbeit an der Hand

Die Arbeit an der Hand ist aus der Barock-Reiterei nicht mehr wegzudenken und elementarer Bestandteil der Ausbildung eines Pferdes.


Boden- und Handarbeit als Grundlage für das Barockreiten bei Picadera

In der Arbeit an der Hand lässt sich hervorragend (fast) alles vorbereiten, was die Pferde später auch unter dem Sattel lernen sollen. Der größte Vorteil der Arbeit an der Hand liegt wohl darin, dass man dem Pferd in Ruhe ohne Reitergewicht erklären kann, was es tun soll. Man hat dabei das gesamte Pferd im Auge und kann sehr schnell erkennen, ob sich Fehler einschleichen oder wo das Pferd seine Schwachstellen hat. In der Arbeit an der Hand kann man ein Pferd also theoretisch bis zur hohen Schule ausbilden, ohne auch nur einmal aufgesessen zu haben.


Boden- und Handarbeit als Grundlage für das Barockreiten bei Picadera

Hast du schon mal mit deinem Pferd die Arbeit an der Hand ausprobiert? Berichte doch von deinen Erfahrungen gerne in den Kommentaren!

Die Arbeit am langen Zügel

Auch die Arbeit am langen Zügel ist Teil der klassisch-barocken Reitweise. In der Arbeit am langen Zügel lässt sich wunderbar überprüfen, wie das Pferd die Zügelhilfen befolgt. Diese werden hier ganz isoliert betrachtet, da fast alle anderen Hilfen (Gewichts-, Schenkelhilfen) in der Arbeit am langen Zügel wegfallen.

Die Arbeit am langen Zügel ist für Pferde geeignet, die schon eine solide Grundausbildung erfahren haben und ausgeglichen sind. Man sollte sich immer bewusst machen, dass man HINTER dem Pferd geht, und gerade bei jungen Pferden, die ab und zu noch ‚lustig‘ werden und Grenzen ausloten, kann das ungemütlich werden. Auch bei Pferden mit einem flinken Hinterbein sollte man dementsprechend vorsichtig sein und sich fragen, ob dieses Pferd dann besonders geeignet für die Arbeit am langen Zügel ist.

Ein großer Vorteil der Arbeit am langen Zügel ist, dass man Pferde, die nicht (mehr) geritten werden können, sehr gut fit halten kann, so dass sie sich wichtig und gebraucht fühlen und weiterhin eine Aufgabe haben. Unabhängig davon ist es für alle (dafür geeigneten) Pferde eine schöne und sinnvolle Abwechslung zur alltäglichen Arbeit.


Die Arbeit am langen Zügel als Teil der klassisch-barocken Reitweise bei Picadera
Judith mit ihrem Exmoorpony Muskat bei der Arbeit am langen Zügel

Organisation der klassisch-barocken Reitweise

Die klassisch-barocke Reitweise ist in Deutschland über den Bundesverband für klassisch-barocke Reiterei Deutschland e.V. – kurz BfkbR – organisiert. Präsident dieses Verbandes ist Richard Hinrichs.

Dem Bundesverband sind mehrere Landesverbände und Vereinigungen angeschlossen.

Das wären zum Beispiel:

  • der Landesverband klassisch-barocke Reiterei Ndrs./ NrW.e.V.
  • der Landesverband Ost
  • die Landesvereinigung für klassisch-barocke Reiterei in Bayern
  • die Landesvereinigung klassisch-barocke Reiterei Baden-Württemberg e.V.

In diesen Vereinen und Verbänden können Menschen mit Interesse am Barockreiten, sowie mit den gleichen Interessen in der Arbeit mit Pferden und der gleichen Einstellung zu dieser zusammentreffen, sich austauschen und sich fortbilden.

Der BfkbR ist an die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) angeschlossen und seit 2007 werden vom Bfkbr auch Trainer*innen für die klassisch-barocke Reiterei ausgebildet.

Man kann – genau wie in anderen Bereichen der FN auch – Lehrgänge zum/zur Trainer*in C, B und A absolvieren. Die Bezeichnung der „barocken“ Trainerscheine lautet dann Trainer*in C/B/A für klassisch-barocke Reiterei/Basissport. „Basissport“, da die Trainerscheine von der FN anerkannt werden und somit auch Teil der Ausbildungs–Prüfungs-Ordnung (APO) der FN und analog zu den „normalen“ Trainer C/B/A Basissport sind.

Neben einigen gleichen Prüfungsfächern sind Unterschiede zwischen den Trainerlehrgängen („normal“ Basissport und klassisch-barock) zum Beispiel, dass beim Trainer C Basissport eine Aufgabe im Stil eines Caprilli-Tests (Kombination aus Dressur- und Springelementen) Teil der Prüfung ist, beim Trainer C klassisch-barock sind es stattdessen ein Geländespringen und z. B. die Arbeit an der Hand.

Weitere Prüfungsfächer (u. a.), die es in der Form nur bei den Trainerlehrgängen (innerhalb der FN) für klassisch-barocke Reiterei gibt, sind:

  • Die Arbeit an der Hand
  • Die Arbeit am langen Zügel
  • Das Reiten im Damensattel

Ein weiteres Element der Verbandstätigkeit sind klassisch-barocke Turniere. Seit einigen Jahren gibt es – ausgerichtet vom Landesverband für klassisch-barocke Reiterei Ndrs./NrW. e.V. – die Landesmeisterschaft für klassisch-barockes Reiten, die jährlich im Rahmen der Verdiana stattfindet. Seit 2016 gibt es infolgedessen (ebenso im Rahmen der Verdiana) auch die Deutsche Meisterschaft für klassisch-barocke Reiterei.

Das Barockreiten ist eine vielseitige Reitweise, bei der sehr viel Wert auf das Wohlbefinden und die Gesunderhaltung des individuellen Pferdes gelegt wird.Jedes Pferd und jede/r Reiter*in kann von den unterschiedlichen Ausbildungselementen der klassisch-barocken Reitweise profitieren, über sich hinauswachsen und weiterkommen. Vielleicht ja sogar bis zum Trainerschein….


Hier habe ich dir eine tolle Auswahl an Produkten zusammengestellt, die ideal für das Barockreiten geeignet sind:

Judith Penners
Judith Penners

Mein Name ist Judith Penners. Ich bin Studentin und Trainerin B für klassisch-barockes Reiten. Ich gebe Unterricht in der klassischen Dressur, unterrichte Arbeit an der Hand oder am langen Zügel, Freiarbeit und Zirzensik. Lernen und Erfahrungen sammeln durfte ich in langjährigem Unterricht und im Rahmen diverser Praktika bei unterschiedlichen Trainern (u. a. mehrere Monate bei Richard Hinrichs). Auf meinem Weg begleiten mich mein 22-jähriger Exmoorpony-Wallach „Muskat“ und mein
13-jähriger PRE-Wallach „Zapata“. Wir haben viel Freude an den unterschiedlichsten Dingen und sind stets offen für Neues. In der Arbeit mit Pferden haben für mich die Harmonie zwischen Pferd und Reiter und die beidseitige Freude an der gemeinsam verbrachten Zeit oberste Priorität. Das Allerschönste ist für mich, wenn ein Pferd anfängt, Freude an der Mitarbeit zu entwickeln, es sich einbringt, gefallen möchte und mitdenkt. Wenn es in der Arbeit mit uns aufblüht und stolz wird.

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