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Die Doma Vaquera im Portrait

Die Doma Vaquera ist bei uns in Deutschland inzwischen bekannt und beliebt – ebenso wie die spanischen Pferderassen. Gemeinsam mit anderen südeuropäischen Arbeitsreitweisen dient sie als Grundlage und Inspiration für die Disziplin Working Equitation. Ein rittiges, wendiges und reaktionsschnelles Pferd, das spielerisch hohe Lektionen zeigt – für viele Reiter*innen der perfekte Mittelweg zwischen der lässigen Westernreiterei und dem reinen Dressurreiten. Häufig entsteht das Interesse bei Pferdebesitzer*innen mit der Liebe zur spanischen Rasse und dem Interesse für die ursprünglichen Zuchtziele.  


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Die Doma Vaquera – Gestern und Heute

Die Doma Vaquera – zu Deutsch die Dressur der Rinderhirten – ist eine aus Spanien, genauer gesagt Andalusien, stammende Reitweise. Der spanische Rinderhirte, der Vaquero, hütet die schwarzen Kampfstiere oder große Rinder- und Jungpferdeherden auf dem Feld, kümmert sich um deren Pflege und Gesundheit und treibt sie von Weide zu Weide oder in Gatter. Das Pferd ist dabei sein Arbeitspartner und verschafft dem Reiter den Vorteil eines besseren Überblicks und einer besseren Wendigkeit und Schnelligkeit. Besonders bei der Arbeit mit den Kampfstieren sind diese Fähigkeiten überlebenswichtig. Entsprechend gut muss die Kommunikation zwischen Vaquero und Pferd funktionieren. Der Vaquero ist häufig mit einer Art langer Lanze aus Holz, der Garrocha, ausgestattet, mit der er Rinder besser sortieren kann und reitet einhändig auf Kandare. Wobei das Pferd nicht mit der Hand gelenkt wird – das wäre viel zu zeitaufwändig – sondern sensibel auf Gewicht- und Schenkelhilfen reagieren muss. 

Ein kurzes Wort zur Garrocha: Das ist ein langer Stab aus Holz (normalerweise etwa 3,50 Meter lang), der den Vaqueros als Hilfsmittel zum Aussortieren von Stieren aus der Herde dient. So müssen sie nicht so nah an die Tiere heranreiten. In vielen Shows, beispielsweise der Appassionata, zeigen fortgeschrittene Reiter*innen beindruckende Schaubilder im Tanz mit der Garrocha. Die Zügelführung spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Mancher Vaquero demonstriert das eindrucksvoll, indem er die Zügel am Sattelzwiesel befestigt und das Pferd durch schwierige Lektionen nur mit Gewichts- und Schenkelhilfen dirigiert. 

In Spanien wird die Arbeit auf dem Feld meist mit dem sogenannten „tressangres“, einer Mischung zwischen Andalusier, Araber und Englischem Vollblut ausgeführt. Diese Rasse ist besonders hart, ausdauernd und blütig und deshalb geeignet für diese Art von Arbeit. In Wettbewerben der Doma Vaquera findet man allerdings auch die Pura Raza Española, Warmblüter, Anglo oder Hispano Araber und verschiedene andere Rassen.


Ein Blick in die Vergangenheit

Zwischen der ursprünglichen Weidereiterei der Vaqueros und dem, was wir heute landläufig unter Doma Vaquera verstehen, bestehen zum Teil große Unterschiede. 

Reisen wir für einen Moment in die Vergangenheit, gibt es auf der spanischen Halbinsel, aber besonders im südlichen Andalusien riesige Rinderherden, die den Menschen Lebensgrundlage sind und ihnen Leder, Fell und Fett lieferten. Um sie zu hüten und durch die Sümpfe entlang des Guadalquivirs zu treiben, entstand wahrscheinlich der Beruf des Vaqueros. Die kleine, wilde Pferdrasse, die dort ohnehin in Harmonie mit den großen Rinderherden lebte, stellte sich als idealer Partner für die entstehenden Aufgaben heraus. Diese bestanden in erster Linie darin, die langsam dahinziehenden Rinder zu verfolgen, zu beobachten, ausgerissene Tiere wieder zur Herde zurückzutreiben und die Herde mithilfe der langen Garrocha auf den richtigen Weg zu lenken. 

Was ein Vaquero-Pferd können musste, waren Wendungen der Vor- und Hinterhand und das Seitwärtsgehen zum Durchqueren von Toren und engen Stellen. Durch die Entstehung des Stierkampfs in Spanien und der damit einhergehenden Zucht von Kampfstieren – besonders aggressiven Tieren – veränderte sich auch die Arbeit der Vaqueros und ihre Reiterei. 

Die Doma Vaquera ist seit dieser Zeit eng mit dem berittenen Stierkampf, dem Rejoneo, verknüpft. Um den Angriffswillen der Zuchttiere zu testen und sie zu selektieren, gibt es eine Reihe von Manövern, die der Vaquero entweder einzeln oder in der Gruppe reitet. Dazu gehören schnelle Sprints im Galopp, abrupte Stopps und herumgeworfene Wendungen, um dem gereizten Stier zu entkommen. Das mutige Pferd, dass mit seinem Reiter – dem Rejoneo – schließlich in der Arena kämpft, muss auch Lektionen der Hohen Schule beherrschen. Dazu gehören Piaffe und Passage ebenso wie Pirouetten und Pesade. 

Ein kurzes Wort zum Thema Stierkampf: Wie auch immer unsere persönlichen Ansichten zur Tradition des Stierkampfes in Spanien sind – die Doma Vaquera, wie wir sie heute als Reitweise verstehen, ist stark durch die Lektionen geprägt, die der Stierkämpfer in der Arena mit seinem Pferd vollführt und weniger von der ursprünglichen Hirtenreiterei. Obwohl sie die Grundlage darstellt. Die Zucht von Kampfstieren ist außerdem einer der Gründe, warum es immer noch die ursprünglichen Vaqueros gibt, die auf dem Feld arbeiten. Denn ihre Zahl hat durch die Technisierung der Landwirtschaft auch in Spanien stark abgenommen.


Die Doma Vaquera in der Gegenwart

Um diese Arbeitsreiterei in Anbetracht der sinkenden Zahl der „echten“ Rinderhirten zu erhalten, finden etwa seit den 1970er Jahren in Spanien Wettbewerbe in der Doma Vaquera mit festgesetzten Regeln statt. Geritten werden Lektionen, die der Vaquero für die tägliche Arbeit auf dem Feld benötigte. Dazu gehören Traversalen in allen Gangarten, fliegende Galoppwechsel, schnelle Stopps, im Tempo zulegen und zurücknehmen und die „Media Vuelta“ – eine schnelle Wendung um 180 Grad aus dem Stand. Das alles wird hauptsächlich in den Gangarten Schritt und Galopp abgefragt. Die meisten Pferde, die in den Wettbewerben der Doma Vaquera starten, kommen heute nicht mehr von der Arbeit auf dem Feld. Sie lernen die Lektionen wie jedes Dressurpferd, auf einem Sandplatz – in Theorie sozusagen. Deshalb wird oft zwischen der Doma Vaquera als Turnierdisziplin und der Doma de Campo – also der ursprünglichen Weidereiterei – unterschieden.

In der andalusischen Pferdestadt Cordoba gibt es die „Escuela de Doma Vaquera de Cordoba“ an der künftige Rinderhirten ihr Fach sogar studieren können. Gegründet wurde die Schule von Antonio Osuna. Die Tradition soll dort an künftige Generationen weitergegeben werden. Neben dem Reiten lernen Schüler*innen zum Beispiel auch wie man den Nudo Vaquero bindet, den Schweifknoten, aber auch Handfestes. Sie müssen schließlich sicher den Umgang mit Rindern und Stieren beherrschen.

Die Doma Vaquera wird in Spanien zum Großteil von Männern geritten, da die körperlich anstrengende Arbeit auf dem Feld und mit den Stieren traditionell von Rinderhirten erledigt wurde. Aber auch immer mehr Frauen nehmen an Turnieren teil. Nicht zuletzt gibt es die sogenannten Amazonas españolas, eine Vereinigung bestehend ausschließlich aus Reiterinnen, die die Doma Vaquera im Damensattel ausführen – echte Amazonen eben. 


Was macht die Doma Vaquera aus? 

Die Doma Vaquera ist als Reitweise tief verbunden mit der Kultur und der Lebensart des südlichen Spaniens. Sie ist durch jahrhundertealte Bräuche und Traditionen bestimmt und hat trotzdem den Sprung in die heutige Reiterei geschafft – weil sie seit Urzeiten das Pferd als Partner versteht und anerkennt und damit ein sehr modernes Verständnis von der Beziehung zwischen Pferd und Reiter*in zeigt. Das spiegelt sich auch in den einzelnen Lektionen der Doma Vaquera wider. Sie verlangen von Reiter*in und Pferd ein harmonisches und feines Zusammenspiel. Heute wird das in Reitprüfungen bewertet, in der täglichen Arbeit auf dem Feld ist dieses Zusammenspiel aber lebensnotwenig für den Vaquero. Er muss sich darauf verlassen können, dass sein Pferd aufmerksam ist und jedes seiner Signale sofort erkennt, um urplötzlich einem Stier auszuweichen oder ein weglaufendes Tier mit einem schnellen Galopp einzuholen und wieder in die Herde zu integrieren. 



Auf Turnieren der Doma Vaquera werden Lektionen gezeigt, die sich von dieser Arbeit auf dem Feld ableiten lassen. Dazu gehören zum Beispiel

• … das Volltravers oder auch ganzer Travers genannt. Die Übung ähnelt der Traversale, wird also in Stellung und Biegung in die Bewegungsrichtung, aber mit deutlich mehr Seitwärts- und weniger Vorwärtstendenz geritten. Sie wird zunächst im Schritt erarbeitet, kann aber mit steigendem Schwierigkeitsgrad auch im Galopp absolviert werden. 

• … die Vorhand- und Hinterhandwendung. Dabei ist das Pferd in die Wendung hinein gestellt und gebogen und tritt je nachdem mit der Vorhand im Kreis um die eng herumtretende Hinterhand – oder mit der Hinterhand im Kreis um die eng herumtretende Vorhand. Diese Übung wird ausschließlich im Schritt ausgeführt.

• … die Vaquerawendung oder auch Media Vuelta, eine herumgeworfene Wendung um 180° Grad auf der Hinterhand. Diese Übung ist charakteristisch für die Doma Vaquera, da sie keine Entsprechung in anderen Reitweisen hat. Sie besteht aus drei Phasen: Das Pferd wird aus dem Schritt oder Galopp mit einer Parade zurückgenommen und setzt sich stark auf die Hinterhand. Dann springt es die Wendung und landet anschließend mit demjenigen Bein, in dessen Richtung die Wendung ausgeführt wurde. Da diese Übung mit viel Kraftaufwand verbunden ist, erfordert sie ein hohes Maß an Versammlung und wird von fortgeschrittenen Reiter*innen und Pferden gezeigt.

• … die plötzliche Parade, die Parada a raya, und die plötzliche Beschleunigung im Galopp, das Arreón. Auch diese Lektion sind typisch für die Doma Vaquera und erfordern vom Pferd enorme Kraft in der Hinterhand. Häufig werden sie in der fortgeschrittenen Klasse mit der Media Vuelta kombiniert, sodass eine Abfolge von Beschleunigung, Zurücknehmen, Media Vuelta und Arreòn entsteht. 


Die Ausrüstung von Pferd und Reiter*in in der Doma Vaquera

Bei der Ausrüstung des Vaqueros kommt es allein auf die Funktionalität an – nichts ist unnütz, alles dient einem Zweck.

Der traditionelle Vaquero-Sattel hat eine breite Auflagefläche, die mit Leinen und Filz bespannt ist. So kann Schweiß vom Rücken des Pferdes aufgenommen werden, eine Satteldecke ist unnötig. Der Sattel ist mit Stroh und Wolle gepolstert. Die Sitzfläche ist mit einem Lammfell bespannt. Oft verbringt der Vaquero den ganzen Tag auf dem Rücken seines Pferdes, deshalb muss es für beide möglichst bequem sein. Die sogenannte Mantra estribera ist eine Baumwolldecke, die mit Lederriemen am Sattel befestigt wird und dem Vaquero auf dem Feld als Umhang und Decke diente. Besonders auffällig sind die kastenförmigen Steigbügel, die einerseits als Schutz vor dem Horn des Stieres und andererseits auch der Bequemlichkeit auf langen Ritten dienen. 

Die Zäumung ist ebenfalls sehr schlicht, meist aus braunem oder schwarzem Leder und Beschlägen aus Eisen. Der typische Mosquero ist am Stirnband befestigt und ist einerseits Schmuck, hält aber gleichzeitig die Fliegen von den Pferdeaugen und -ohren fern. Geritten wird – wie bereits erwähnt – auf blanke Kandare. Bei einem fertig ausgebildeten Pferd reitet der Vaquero einhändig, bei jüngeren Pferden wird ein zweites Paar Zügel entweder in die Serreta oder in das Kandaren-Auge eingeschnallt, um eine sanfte Gewöhnung an die Zügehilfen zu erreichen.  

Traditioneller Mosquero

Hinsichtlich der Ausrüstung des Reiters oder der Reiterin auf Doma Vaquera Turnieren gilt ein bestimmtes Reglement, dessen Strenge sich für Außenstehende nicht immer erschließt. Grund dafür ist der Wunsch nach dem Erhalt der traditionellen Bekleidung des Vaquero – und damit ihrer ursprünglichen Verwendung und Funktionalität. Diese Dinge gehören zur traditionellen Ausrüstung des Vaquero: 

• die Hose bei Herren und der Reitrock bei Damen

• ein Hemd oder eine Bluse

• das Gilet, eine Art Veste, die über dem Hemd getragen wird

• eine kurze Jacke

• Schuhe

• ein Lederschurz, die sogenannte Zahones

• der Sombrero mit Kinnband

Der Vaquero reitet traditionell in den Farben grau, braun oder blau –  gemustert ist erlaubt. Jedoch ist auf Turnieren das Tragen schriller oder farbenfroher Outfits verpönt und wird sogar negativ bewertet. Bei der Arbeit auf dem Feld setzte sich auf die Kleidung ohnehin Sand und Staub. Und mit einem roten Tuch oder einer roten Jacke lief man sogar Gefahr einen Stier zu reizen, was lebensgefährlich werden konnte. 


Organisation der Doma Vaquera und Turniere in Deutschland

In Deutschland gibt es im Gegensatz zu Spanien keine offizielle Organisation, die sich um die Durchführung von Doma Vaquera Turnieren kümmert. Leider werden deshalb nur vereinzelt Turniere nach dem spanischen Reglement von Privatpersonen organisiert. Das mag daran liegen, dass die Doma Vaquera gemeinsam mit anderen südeuropäischen Arbeitsreitweisen in der moderneren Disziplin Working Equitation aufgegangen ist, die sich inzwischen großer Bekanntheit erfreut. 

Es gibt allerdings die Möglichkeit in Deutschland die Arbeitsreitweise der iberischen Halbinsel, also den Umgang mit der Garrocha oder mit der fahrbaren Stierattrappe Manöver aus dem Stierkampf zu erlernen. Es gibt viele spanische aber auch deutsche Trainer vom Fach, die regelmäßig mehrtägige Kurse geben. Von den Basics der Dressurarbeit bis zu hohen Lektionen können sich die Reiter*innen dabei in der Doma Vaquera weiterbilden.


Eine Reitweise für jede Rasse

Die spanischen Pferderassen sind aufgrund der jahrhundertelangen Zuchtgeschichte prädestiniert dafür, schnelle Wechsel zwischen hoher Versammlung und dynamischen Sprints auszuführen, wie sie in der Doma Vaquera gewünscht sind. Deshalb finden viele Reiter*innen ihren Weg zur Arbeitsreiterei der iberischen Halbinsel über das spanische Pferd – einen P.R.E., einen Andalusier, einen Cruzado oder ähnliche Rassen. Denn was diesen natürlich durch Zuchtselektion zueigen wurde, die Aufmerksamkeit, die Arbeitswilligkeit, die Nervenstärke und der Wunsch mit dem Menschen zu arbeiten, wünschen sich viele Reiter*innen von ihrem Partner Pferd. Und trotzdem sehen wir in Wettbewerben der Doma Vaquera und auch der Working Equitation alle möglichen Rassen. 

Denn um die Essenz der Doma Vaquera zu begreifen, braucht es keine spezielle Pferderasse. Jedes Pferd, das wir als Partner begreifen, fair ausbilden und seinen Möglichkeiten entsprechend fördern, kann unseren Wunsch nach Einswerden und Teamwork erfüllen. 


Hier findest du tolle Produkte, die zur Doma Vaquera passen:

Jana Baumgärtner
Jana Baumgärtner

Nach meinem Studium in Geschichte und Amerikanistik hat es mich beruflich ins Verlagswesen verschlagen. Texte zu schreiben hat mir neben dem Reiten schon immer am meisten Spaß gemacht. Wenn sich diese beiden Dinge von Zeit zu Zeit verbinden lassen – um so besser! Noch während meinem Studium habe ich ein Praktikum beim Kosmos Verlag gemacht, der schon eine Reihe bekannter Klassiker zum Thema Pferdeausbildung herausgebracht hat. Die Arbeit dort war sehr spannend und hat mich schließlich zu meiner Berufswahl bewogen.

Mit meinem ersten Pferd, dem Andalusier Emperador, habe ich die iberischen Rassen kennen und schätzen gelernt. Wettbewerbe in Working Equitation erlebte ich zum ersten Mal 2016 in München, damals noch mit ganz wenig Publikum. Diese Reiterei kam mir so praktisch vor – jede Lektion erfüllt einen Zweck. Seitdem bin ich begeisterte „Workerin“ und die Disziplin begleitet mich in der Ausbildung meines Pferdes.

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