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Schulterherein – Das Aspirin der Reitkunst

Sicherlich ist dir das Zitat: „Das Schulterherein ist das Aspirin der Reitkunst“ auch schon einmal begegnet. Er stammt vom portugiesischen Reitmeisters Nuno Olivera. Was genau meinte er damit? Er war der Meinung, dass das Schulterherein alles heilen kann und sah Ecke, Volte und Schulterherein in einem Dreiecksverhältnis. Das Schulterherein kann also in der Pferdeausbildung nicht nur dem Selbstzweck dienen und schön anzusehen sein, sondern auch bei auftretenden Problemen im Training sehr hilfreich sein.


Was ist Schulterherein?

Das Schulterherein ist ein Seitengang bei dem dein Pferd gegen die Bewegungsrichtung gestellt und gebogen ist. Wie der Name schon sagt, wird die Vorhand (Schulter) des Pferdes in die Bahn geführt, als wollte man auf eine Volte abwenden. Die Hinterhand wiederum geht weiter geradeaus. Bei korrekter Biegung nimmt das innere Hinterbein mehr Last auf und die Gelenke werden stärker gebeugt.


Schulterherein auf drei und vier Hufspuren

Vielleicht hast du dich auch schon gefragt, wie viel Abstellung zur Bande im Schulterherein korrekt ist. Es kann auf drei oder vier Hufspuren ausgeführt werden. Das Schulterherein auf drei Hufspuren gilt als klassische Variante und wird so auch bei FN-Turnieren verlangt. Dabei werden die Pferdeschultern soweit ins Bahninnere hereingeführt, dass das innere Hinterbein in die Spur des äußeren Vorderbeins tritt.


Reiterin zeigt das Schulterherein auf ihrem Palomino bei Picadera
Die klassische Variante: das Schulterherein auf drei Hufspuren
Foto: Stefanie Blochwitz

Das Schulterherein auf vier Hufspuren gilt als die barocke Variante, weil sie z.B. vom barocken Reitmeister Guérinière favorisiert wurde. Hierbei bewegt sich jedes Pferdebein in einer eigenen Spur, nicht nur die Vorderbeine kreuzen, sondern auch die Hinterbeine.


Reiterin zeigt mit ihrem Pferd das Schulterherein am Langzügel bei Picadera
Die barocke Variante: das Schulterherein auf vier Hufspuren hier gezeigt bei der Langzügelarbeit
Foto: Nele Paasch

Tipp: Es handelt sich bei den beiden Varianten vom Schulterherein um Hufspuren und nicht um Hufschläge! Das wäre sonst wirklich sehr viel!


Sinn und Zweck von Schulterherein in der Pferdeausbildung

Mit Hilfe von Schulterherein kannst du dein Pferd sowohl lösen und gymnastizieren, aber auch versammeln. Möchtest du mehr Lastaufnahme erzielen, ist die Variante auf drei Hufspuren am besten geeignet.

Bei der barocken Variante auf vier Hufspuren tritt das innere Hinterbein nicht so stark unter dem Schwerpunkt und wird weniger gebeugt. Dafür kreuzen nicht nur die Vorder-, sondern auch die Hinterbeine, was eine sehr lösende Wirkung auf den Pferdekörper hat. Außerdem dient das Schulterherein, gemeinsam mit den anderen Seitengängen (Travers und Renvers), dazu deinen Vierbeiner geradezurichten.

Tipp: Jedes Pferd ist schief und hat durch seine natürliche Schiefe eine hohle und eine steife Seite. Mit Hilfe der Seitengänge wird es dir mit der Zeit gelingen, dies immer mehr auszugleichen zu können!

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Das Schultervor als Vorübung

Das Schultervor könnte man auch als kleine Schwester vom Schulterherein bezeichnen. Hierbei wird lediglich auf zwei Hufspuren gearbeitet. Durch die geringe Abstellung im Schultervor kommt die Reiterin nicht so schnell in die Versuchung, ihr Pferd zu stark zu biegen. Infolgedessen ist es leichter den Bewegungsfluss, Takt und die Losgelassenheit zu erhalten. Außerdem kann die Übung schneller wieder beendet werden, wenn es zu Störungen kommt. Aber auch für das Pferd ist das Schultervor eine perfekte Vorübung, denn es wird langsam auf eine vermehrte Lastaufnahme des inneren Hinterbeins vorbereitet. Durch die geringe Abstellung lernt das Pferd spielerisch die Bewegungsabläufe kennen, kann nach und nach schon mehr Kraft aufbauen und fühlt sich nicht so schnell überfordert.

Tipp: Wenn du ein Schultervor mit geringer Abstellung präzise reiten kannst, wird es viel leichter für dich sein auch ein korrektes Schulterherein zu erfühlen!


Die Hilfengebung für das Schulterherein in der Handarbeit

Bevor du mit dem Schulterherein in der Handarbeit startest, sollte dein Pferd unbedingt mit allen Basisübungen (Angehen, Anhalten, Rückwärtsrichten und Tempovariationen) vertraut sein, stets auf dich achten und genug Abstand halten. Hilfreich ist auch, wenn es schon die seitwärtstreibenden Hilfen kennengelernt hat, sowie eine Vorhandwendung und das Schenkelweichens sicher ausführen kann.

Eine gute Partnerübung für das Schulterherein sind Volten. Hier sicherst du dir schon die nötige Stellung und Biegung ab. Wenn du aus der Volte wieder am äußeren Hufschlag ankommst, bleibt deine Blickwendung und Körperdrehung nach innen ausgerichtet. Kleine Paraden am äußeren Zügel verhindern, dass dein Pferd wieder in die Bahn abwendet. Nach Bedarf treibst du mit der Gerte impulsartig an der Hinterhand dein Pferd in eine vorwärts- seitwärts Bewegung.

Achte darauf, dass dein Vierbeiner das Schulterherein zunächst im Zeitlupentempo macht und jeden Schritt ganz bewusst setzt. Eilt es dir davon, solltest du anhalten und wieder neu beginnen. Halte die Reprisen zunächst nur kurz und lobe dein Pferd nach wenigen gelungenen Schritten. Versuche den Grad der Abstellung stets genau zu bestimmen. Zu Beginn ist die Variante auf drei Hufspuren einfacher.

Tipp: Halte deinen „Führarm“ möglichst gesteckt, damit du den Pferdekopf nicht ungewollt nach innen ziehst. Gucke dich nicht an der Hinterhand deines Vierbeiners fest, sondern versuche es im Ganzen zu beobachten!


Die Hilfengebung für das Schulterherein beim Reiten

Genau genommen sollte diese Lektion eigentlich „Schultern herein“ heißen. Deine Schultern und -hüften sollten beim Reiten stets parallel zu denen deines Pferdes sein. Daran ändert sich auch im Schulterherein nichts.

Auch unterm Sattel leitest du das Schulterherein zunächst aus einer Volte heraus ein. Wie bei der Handarbeit signalisieren kleine halbe Paraden am äußeren Zügel deinem Pferd, dass es nicht erneut auf die Volte abwenden soll. Die seitwärtstreibende Hilfe übernimmt dein innerer Schenkel. Idealerweise gibst du kleine Impulse, wenn das innere Hinterbein ab fußt. Deine Schultern sind ins Bahninnere gedreht, dein becken bleibt gerade ausgerichtet. Achte darauf, dass dein innerer Schenkel nicht quetscht und zu weit nach hinten rutscht. Die äußere tief stehende Hand und der äußere Schenkel rahmen dein Pferd ein.

Über die Gewichtshilfen im Schulterherein gehen die Meinungen auseinander. Grundsätzlich sollte die Reiterin versuchen möglichst zentriert sitzen zu bleiben. Verliert das Pferd im Schulterherein den Bewegungsfluss und es fällt ihm schwer auch eine geringe Abstellung zu halten, kann man mehr außen sitzen und es somit einladen mehr unter das Gewicht der Reiterin zu treten. Eilt dein Pferd jedoch durch die Lektion, kannst du vermehrt innen sitzen und es damit beruhigen.

Tipp: Der innere Zügel ist nur für die Stellung zuständig! Sobald du im Schulterherein bist, sollte deine innere Hand weich werden! Fühlt sich das Schulterherein flüssig und leicht an, hast du alles richtig gemacht!


Welche Fehler können entstehen?

Der häufigste Fehler, den man bei der Ausführung des Schulterherein beobachten kann, ist ein Überbiegen vom Pferdehals. Das Maul des Vierbeiners bleibt nicht mehr vor der Brust und zwischen seinen Schultern, sondern Kopf und Hals werden von der Reiterin (meist durch zu viel Einsatz des inneren Zügels) hereingezogen. So entsteht ein fehlerhaftes „Halsherein“. Zeitgleich fallen die meisten Vierbeiner auch über die äußere Schulter aus, weil die äußeren Hilfen das Pferd nicht genügend einrahmen.

Manche Pferde weichen aber auch mit der Kruppe nach außen aus. In diesem Fall fehlt meistens der äußere Schenkel oder aber der innere Schenkel treibt zu stark oder zu weit hinter dem Gurt. „Verwirft“ sich dein Pferd im Schulterherein im Genick, kann eine zu starke Handeinwirkung der Grund dafür sein.

Außerdem neigen viele Reiter:innen im Schulterherein dazu, sich zu sehr mit ihren Schultern zum Bahninneren zu drehen. In Folge dessen verlieren die Sitzbeinhöcker den gleichmäßigen Kontakt im Sattel, der Oberkörper kippt nach innen und ist nicht mehr lotrecht über dem Pferd, außerdem knicken viele Reiter:innen in der Taille ein. Hier hilft es sich immer wieder am Mähnenkamm des Pferdes zu orientieren und sich eine Linie zu seinem Bauchnabel zu denken.


Andrea zeigt einen häufigen Sitzfehler: das Einknicken in der Taille
Foto: Stefanie Blochwitz

Tipp: Verliert dein Pferd im Schulterherein den Takt oder Schwung, solltest du nur kurze Reprisen im Seitengang reiten! Baue immer wieder Volten und ein frisches Vorwärts mit ein! Hilfreich kann es auch sein, im gleichmäßigen Takt mitzuzählen!


Trainingsvariationen für das Schulterherein

Übergänge im Schulterherein fördern die Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit deines Pferdes, sichern einen prompten Antritt und kräftigen nebenbei noch die Hinterhand. Du kannst aus dem Schulterherein im Schritt anhalten und dein Pferd wieder angehen lassen, aber auch Schritt-Trab- oder Trab-Halt-Trab- Übergänge einbauen.

Das Schulterherein auf der gebogenen Linie (dem Zirkel oder einer Schlangenlinie) ist eine weitere Übungsmöglichkeit. An der langen Seite hilft dir die Bande als optische Orientierung den Grad der Abstellung genau zu bestimmen. Auf der gebogenen Linie ist das schon anspruchsvoller. Versuche also, die Hinterhand deines Pferdes genau auf der gebogenen Linie zu halten.

Tipp: Hast du Schwierigkeiten, dass dein Pferd geschlossen zum Halten kommt? Dann nutze Übergänge zum Halten im Schulterherein. Oftmals gelingt es so viel leichter, dass dein Pferd korrekt zum Stehen kommt!


Schulterherein als Hilfsmittel bei Problemen

Viele Pferde bieten einem immer wieder ein ungewolltes Travers (Kruppeherein) an. Hier ist das Schulterherein das Mittel der Wahl, um dies zu korrigieren und dein Pferd wieder in die Spur zu bekommen.

Außerdem hat das Schulterherein auch eine sehr beruhigende Wirkung. Ist dein Pferd nervös oder hat zu viel Energie, kann dieser Seitengang nützlich sein. Neigt dein Pferd zu Taktstörungen, zeigt im Schritt Passverschiebungen oder „zackelt“ nach dem Galopp und möchte keinen ruhigen Schritt mehr gehen? Dann kann auch hier das Schulterherein gute Dienste erweisen.

Tipp: Bist du dir unsicher, ob das Schulterherein dir bei Problemen im Training helfen kann? Bevor du irgendwelche Experimente mit deinem Pferd machst, solltest du dir lieber Unterstützung durch eine geschulte Trainerin suchen, die die Lage besser einschätzen kann!


Qualität vor Quantität

Jeder Seitengang kann dem Gymnastizieren und der Gesunderhaltung des Pferdes nur dienen, wenn er auch korrekt ausgeführt wird. Das ist auch im Schulterherein ein ganz wichtiger Aspekt, den du unbedingt beachten solltest. Versuche jede Ausweichbewegung deines Pferdes zu vermeiden, denn sie wird Probleme eher verschlimmern und der Sinn der Übung geht verloren. Außerdem wird nur so das Aspirin der Reitkunst in der Pferdeausbildung auch wirklich hilfreich sein!


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Andrea Blochwitz
Andrea Blochwitz

Ich bin Andrea, liz. Trainerin B für klassisch-barocke Reiterei und Prüferin Breitensport. Unter dem Motto: „Spaß mit Pferden“ bin ich als mobile Trainerin in Kiel und Umgebung unterwegs. Am Herzen liegt mir eine vielseitige und faire Pferdeausbildung. Von klassisch-barocker Dressur, Arbeit an der Hand, Langzügel, Longieren am Kappzaum, Doppellonge, Zirkuslektionen, Reiten im Damensattel, mit der Garrocha oder Halsring, Working Equitation, Freiarbeit, Gelassenheitstraining und Sitzschulung ist alles möglich. Ich bin leidenschaftliche Showreiterin und durfte schon bei vielen Pferdeveranstaltungen und Messen mitwirken. Mein Herz schlägt besonders für meinen Welsh Cob Wallach „Arvalon Mardi Grass“, den ich selbst ausgebildet habe. Ich freue mich sehr, das Picadera Team als Autorin unterstützen zu dürfen und stehe euch gerne mit Rat und Tat zur Verfügung!

Foto: Stefanie Blochwitz Fotografie

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