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Das Schenkelweichen – Ein echtes Multitalent in der Pferdeausbildung

Auch wenn das Schenkelweichen genau genommen kein „echter“ Seitengang ist, bietet es trotzdem einen perfekten Einstieg, um deinem Pferd die seitwärtstreibenden Hilfen zu erklären. Darüber hinaus kann es ein wahres Multitalent in der Ausbildung deines Vierbeiners sein, auf das du auf keinen Fall verzichten solltest.


Was ist Schenkelweichen?

Beim Schenkelweichen bewegt sich dein Pferd in einer vorwärts- seitwärts Bewegung und sollte dabei möglichst parallel mit den Vorder- und Hinterbeinen kreuzen. Außerdem sollte es im Genick gegen die Bewegungsrichtung gestellt, im Körper möglichst geradegerichtet und nicht gebogen sein. Das Schenkelweichen kann mit dem Kopf zur Bande oder ins Bahninnere, aber auch über eine Diagonale ausgeführt werden. Auf der gebogenen Linie (Zirkel oder Volte) nennt man es Seitliches Übertreten.


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Wieso ist Schenkelweichen kein echter Seitengang?

Bei den „echten“ Seitengängen (Schulterherein, Konterschulterherein, Travers, Renvers und Traversalen) ist dein Pferd immer in oder entgegen der Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Es bewegt sich dabei auf drei oder vier Hufspuren und ein Hinterbein tritt stets unter den Schwerpunkt des Pferdekörpers. Beim Schenkelweichen jedoch ist dein Pferd immer entgegen der Bewegungsrichtung gestellt, eine Biegung wird nicht verlangt und es bleibt im Körper gerade. Es bewegt sich vorwärts- seitwärts in einem Abstellungswinkel von 45Grad und jedes Bein hat dabei seine eigene Hufspur. Es kreuzen nur die inneren Beine oder treten, ohne sich zu beugen, am Schwerpunkt vorbei.


Sinn und Zweck von Schenkelweichen

Pferdebeine die das Übertreten beim Schenkelweichen zeigen bei Picadera
Foto: Nele Paasch

Beim Schenkelweichen werden die gesamten Muskelketten im Pferdekörper bewegt und machen dein Pferd geschmeidig. Die schrägen und geraden Bauchmuskeln werden angeregt, die Hüfte und das Becken kommen in Bewegung. Durch das gleichmäßige Kreuzen des inneren Hinterbeins wölbt sich das Becken auf und kippt nach vorne ab. Infolgedessen wird auch der Rücken deines Vierbeiners an- und abgespannt. Desweiterem werden alle Beuger und Strecker rund um den Ellenbogen und das Buggelenk genutzt, dadurch werden die Sehnen, Bänder und Faszien elastischer und als positiver Nebeneffekt die Schulterfreiheit verbessert. Kurz gesagt hat das Schenkelweichen also eine unglaublich lösende und gymnastizierende Wirkung auf den gesamten Pferdekörper. Außerdem verbessert es die Durchlässigkeit.


Vorbereitung für das Schenkelweichen

Alle Lektionen, die dein Pferd im Vorfeld am Boden lernt, werden ihm später unter dem Sattel leichter fallen. Aus diesem Grund solltest du auch das Schenkelweichen zunächst mit Hilfe der Kappzaumarbeit oder der klassischen Arbeit an der Hand mit Zügeln erarbeiten. Bei der zweiten Variante ist es leichter deinem Pferd mit dem äußeren Zügel einen Rahmen zu geben. Als Vorübung ist die Vorhandwendung zu empfehlen. Hier lernt es bereits die seitwärtstreibende Gertenhilfe kennen. Idealerweise reicht es schon aus, wenn die Gertenspitze auf Höhe des Pferdeknies gehalten wird und du es gar nicht damit berühren musst, damit es seitwärts weicht.


Die Hilfengebung bei Handarbeit & Reiten

Am Boden

Nutze bei den ersten Versuchen die bremsende Wirkung der Bande. Gehe außen, also zwischen deinem Pferd und der Bande. Stelle es mit dem Kopf Richtung Bande, lasse es im Genick leicht in deine Richtung nachgeben und dann mit Hilfe der Gerte seitwärtstreten. Die Hinterhand sollte so weit in die Bahn gehen, dass eine Abstellung von maximal 45 Grad entsteht. Achte auf eine ruhige, gleichmäßige Schrittbewegung. Wird dein Pferd zu eilig, halte es wieder an. Es sollte die ersten Schritte möglichst im Zeitlupentempo ausführen. Kontrolliere auch, dass dein Pferd nicht über die äußere Schulter ausfällt. Hier hilft dir der äußere Zügel, du kannst aber auch die Gerte verbremsend an der Schulter einsetzen. Klappt das Schenkelweichen gut und flüssig an der Bande, kannst du es auch ins Bahninnere, auf der gebogenen Linie (Seitliches Übertreten) oder über die Diagonale ausprobieren.


Reiterin übt mit ihrem Pferd das Schenkelweichen vom Boden aus bei Picadera
Andrea zeigt mit ihrem Pferd Mardi das Schenkelweichen vom Boden aus: sie stellt das Genick leicht nach innen, die Gerte gibt die Hilfe zum Seitwärtstreten. Foto: Nele Paasch

Unter dem Sattel

Starte zu Beginn unterm Sattel ebenfalls mit der Variante, bei der dein Vierbeiner mit dem Kopf zur Bande gestellt ist, denn so nutzt du erneut die bremsende Wirkung der Bande und kommst mit weniger Zügelhilfe aus. Wenn du den rechten Schenkel weichen lassen möchtest, reitest du auf der linken Hand und stellst dein Pferd mit Hilfe des rechten Zügels nach rechts zur Bande. Als Gewichtshilfe kannst du dein Pferd unterstützen, indem du den rechten Gesäßknochen mehr belastest. Dein seitwärtstreibender Schenkel ist in diesem Fall der Rechte. Der linke Schenkel hat die Aufgabe zu verwahren, er verhindert also ein „Hereinschleudern“ der Hinterhand. Dein linker Zügel kontrolliert ein Ausfallen über die Schulter und ein Überbiegen im Hals. Ein korrektes Schenkelweichen wird also nur gelingen, wenn du eine korrekte diagonale Hilfengebung einsetzt.


Reiterin zeigt mir ihrem Schimmel das Schenkelweichen unter dem Sattel bei Picadera
Das Schenkelweichen unter dem Sattel. Foto: Stefanie Blochwitz

Welche Fehler können entstehen?

Ein typischer Fehler im Schenkelweichen ist z.B., dass das Pferd nicht nur im Genick gestellt, sondern auch der Hals überbogen ist. Ein Grund hierfür ist meistens ein zu starker Zügeleinsatz am inneren Zügel. Fällt dein Pferd dir über die äußere Schulter aus, fehlt meistens die Begrenzung über den äußeren Zügel und der verwahrende, äußere Schenkel. Die seitwärtstreibende Schenkelhilfe sollte immer impulsartig in dem Moment gegeben werden, wenn das innere Hinterbein abfußt. Ist deine Schenkelhilfe zu quetschend oder zäh, wird dein Pferd immer langsamer werden und mit der Zeit auf den Schenkel abstumpfen. Außerdem blockierst du in diesem Fall schneller in der Hüfte und kannst dein Pferd nicht mehr geschmeidig begleiten. Viele Reiter:innen knicken im Schenkelweichen in der Hüfte ein und der Oberkörper bleibt nicht mehr lotrecht über dem Pferd. Kontrolliere also immer wieder, ob dein Bauchnabel auf Höhe des Mähnenkamms ist.


Schenkelweichen zum Aufwärmen

Lange Zeit dachte man, es wäre schädlich, sein Pferd mit Hilfe von Schenkelweichen und den „echten“ Seitengängen aufzuwärmen. Wissenschaftliche Studien und Erfahrungswerten aus der Praxis haben dies aber inzwischen widerlegt. Für jedes gesunde Pferd ist das Schenkelweichen anatomisch natürlich sowie leistbar. Nur bei Pferden mit Gelenkproblemen sollte man es etwas vorsichtiger angehen.


Trainingsvarianten im Schenkelweichen

Schenkelweichen wird meistens im Schritt und Trab geritten. Im Schritt ist es vor allem in der Lernphase empfehlenswert, denn hier ist genug Zeit, damit dein Pferd jeden Schritt ruhig und bewusst setzen kann und somit auch einen effektiven Nutzen hat. Außerdem bleibt dir mehr Zeit zum „Sortieren“ und um die Hilfen korrekt zu geben. Im Trab kommt durch die Schwebephase mehr Dynamik ins Spiel. Die lösende und gymnastizierende Wirkung wird verstärkt, aber du musst in deiner Hilfengebung auch schneller und präziser sein. Aber auch im Galopp kannst du das Schenkelweichen nutzen, es macht deinen Vierbeiner geschickter, verhilft ihm zu mehr Balance und du kannst die Fliegenden Wechsel mit dessen Hilfe optimal vorbereiten. Ein Wechselspiel von geradeaus und zwei bis drei Pferdelängen seitwärts kann mehr Abwechslung ins Training bringen. Übergänge in den Gangarten und im Tempo im Schenkelweichen fördern die Durchlässigkeit, die Konzentration und den Schenkelgehorsam.


Schenkelweichen als Multitalent in der Pferdeausbildung

Das Schenkelweichen war lange Zeit in der klassisch- barocken Reiterei verpönt und wurde kaum oder gar nicht genutzt. Das hat sich aber in den letzten Jahren geändert und man weiß auch hier die Vorteile in der Pferdeausbildung zu schätzen. Vor allem die lösende Wirkung des Schenkelweichens kann man wunderbar einsetzen, um den Vierbeiner geschmeidig, elastisch und lange gesund zu erhalten.


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Andrea Blochwitz
Andrea Blochwitz

Ich bin Andrea, liz. Trainerin B für klassisch-barocke Reiterei und Prüferin Breitensport. Unter dem Motto: „Spaß mit Pferden“ bin ich als mobile Trainerin in Kiel und Umgebung unterwegs. Am Herzen liegt mir eine vielseitige und faire Pferdeausbildung. Von klassisch-barocker Dressur, Arbeit an der Hand, Langzügel, Longieren am Kappzaum, Doppellonge, Zirkuslektionen, Reiten im Damensattel, mit der Garrocha oder Halsring, Working Equitation, Freiarbeit, Gelassenheitstraining und Sitzschulung ist alles möglich. Ich bin leidenschaftliche Showreiterin und durfte schon bei vielen Pferdeveranstaltungen und Messen mitwirken. Mein Herz schlägt besonders für meinen Welsh Cob Wallach „Arvalon Mardi Grass“, den ich selbst ausgebildet habe. Ich freue mich sehr, das Picadera Team als Autorin unterstützen zu dürfen und stehe euch gerne mit Rat und Tat zur Verfügung!

Foto: Stefanie Blochwitz Fotografie

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