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Wie wirkt das Kimblewick?

Für viele Reiter:innen ist es das perfekte Gebiss für den Übergang von der Trense zur Kandare. Und auch in der Working Equitation und bei Reiter:innen iberischer Pferde erfreut sich das Kimblewick zunehmender Beliebtheit. In diesem Beitrag erfährst du alles zur Wirkung des Kimblewicks, den möglichen Zügelverschnallungen, sowie der Zügelführung und den unterschiedlichen Mundstücken.


Was ist das Kimblewick?

Das Kimblewick ist eine Sonderform des Pelhams und wird auch als Springkandare oder Babykandare bezeichnet. Es wird mit Kinnkette verwendet und hat, im Vergleich zu den meisten Kandaren, einen kleineren Hebel. Dadurch fällt die Wirkung auf Genick und Unterkiefer geringer aus. Daher kann das Kimblewick hilfreich sein, um erste Erfahrungen im Umgang mit einem Hebelgebiss zu sammeln und gibt ihm seinen Ruf als Übergangsgebiss von der Trense zur Kandare.


Die Hebelwirkung erklärt

Generell unterscheidet sich ein Hebelgebiss von einem Trensen- oder Stangengebiss durch den Aufbau der Seitenteile, die sich in Ober- und Unterbaum unterteilen. Der Unterbaum wird auch als Anzug bezeichnet.  Ober- und Unterbaum des Gebisses bilden den Hebel. Für die Hebelwirkung sorgt letztendlich der Unterbaum, Drehachse ist dabei das Mundstück im Pferdemaul.


Seitenaufnahme Kimblewick bei Picadera
Ober- und Unterbaum bilden den Hebel, das Mundstück ist die Drehachse

Bei Zügelanzug wird die Kraft, die am Gebiss ankommt, durch den Hebel des Unterbaums an das Genick des Pferdes abgeleitet. Über die Kinnkette wird die Kraft zusätzlich an Kinn und Unterkiefer des Pferdes verteilt.

Das Kimblewick hat also eine dreifache Wirkung:

  • Direkt auf das Maul des Pferdes, hier vor allem im Bereich von Laden und Zunge.
  • An Unterkiefer und Kinn über die Kraftableitung durch die Kinnkette.
  • Auf das Genick. Dabei lässt sich die Genickwirkung über die Art der Zügelverschnallung dosieren.

Wirkpunkte des Kimblewicks bei Picadera
Das Kimblewick wirkt auf Maul, Unterkiefer & Kinn und Genick

Aus physikalischer Sicht wird die Zügelkraft durch den Hebel verstärkt und bringt dem Hebelgebiss letztlich auch seinen Ruf als “scharfes” Gebiss ein. Durch diese Kraftverstärkung sind ein Mindestmaß an Feingefühl, sowie ein zügelunabhängiger Sitz besonders wichtig, bevor man sich für diese Gebissform entscheidet. Bringt die Reiter:in dies mit, kann das Hebelgebiss aber auch eine wunderbare Lösung sein für maulempfindliche Pferde. Denn durch die Kraftableitung an Genick, Unterkiefer und Kinn kommt letztlich weniger Kraft im Maul des Pferdes an. Bei einem sensiblen Einsatz des Hebelgebisses sollte also nicht die Kraftverstärkung im Vordergrund stehen, sondern das Bewusstsein, dass durch diese Gebissform gewissermaßen auch eine Entlastung des Pferdemauls stattfindet.

Häufig melden sich Kund:innen bei uns, deren Pferde bisher sehr zufrieden mit einem Kimblewick waren, die allerdings gerne auf ein reines Stangengebiss umsteigen möchten. Baucher Gebisse sind in so einem Fall eine tolle Alternative. Indem man bei seinem vorhandenen Kimblewick die Kinnkette weglässt, lässt sich ganz einfach zuhause testen, ob das eigene Pferd auch mit dem Baucher Gebiss (ohne Hebelwirkung und Kinnkette) zufrieden wäre – oder ob es tatsächlich die Kraftableitung über Hebel und Kinnkette bevorzugt.


Verschnallung der Kinnkette

Zu jedem Hebelgebiss gehört auch eine Kinnkette. Das Wichtigste beim Verschnallen der Kinnkette ist, dass sie korrekt ausgedreht und passend eingestellt ist. Sie liegt in der Kinngrube des Pferdes und sollte nicht zu eng, aber auch nicht zu locker sitzen.


Kinnkette des Kimblewick bei Picadera
Korrekt ausgedrehte Kinnkette

Die Kinnkette begrenzt den Hebel des Unterbaums, der sich bei Zügelanzug bis zu einem Winkel von 45 Grad zum Pferdemaul bewegen darf. Die Kraft wird somit auf den Unterkiefer und das Kinn des Pferdes abgeleitet und wirkt auch dort.


Kinnkette korrekt im Winkel Kimblewick bei Picadera
Bei einer korrekt verschnallten Kinnkette bildet die Linie aus Ober- & Unterbaum einen 45° Winkel zum Pferdmaul

Ist der Winkel kleiner und das Gebiss “strotzt”, ist die Kinnkette zu kurz verschnallt und die Einwirkung des Gebisses tritt zu früh ein. Bei einer zu langen Kinnkette verlaufen die Anzüge beinahe parallel zum Nasenriemen und das Gebiss “fällt durch”.  Das Hebelgebiss wirkt dann nicht wie gewünscht auf die Laden, also den zahnlosen Bereich im Unterkiefer, sondern auf die Maulwinkel – ähnlich wie das Trensengebiss.


Kinnkette zu groß Kimblewick bei Picadera
Winkel der Kinnkette ist zu groß – Gebiss „fällt durch“

Kinnkette zu klein Kimblewick bei Picadera
Winkel der Kinnkette ist zu klein – das Gebiss „strotzt“

Die Bedeutung der Öffnung am Oberbaum

Die Öffnung am Oberbaum dient zunächst dazu, dass Gebiss über die Gebissriemen am Zaum zu verschnallen. Bei den meisten Kimblewicks ist diese Öffnung oval – klassische Dressurkandaren oder portugiesische Kandaren sind in diesem Bereich wiederum oft rund geformt.

Durch die ovale Form greift das Gebiss bei Zügelanzug optimal in das Leder des Zaums und gibt die Kraft an das Genick weiter. Bei einer runden Form der Öffnung, dreht sich das Gebiss zunächst etwas und die Kraft wird leicht verzögert an das Genick abgeleitet. Keine der beiden Möglichkeiten ist per se besser oder schlechter. Auch hier entscheidet wieder die Präferenz des Pferdes. Ist eine größtmögliche Kraftableitung ans Genick gewünscht, auch wieder um das Maul zu entlasten, empfiehlt sich eine ovale Form. Wenn die Einwirkung zunächst mehr am Maul erfolgen soll, ist die runde Form zu bevorzugen.


Öffnung am Oberbaum Kimblewick bei Picadera
Durch die ovale Form der Öffnung greift das Gebiss bei Zügelanzug direkt ins Leder

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Mögliche Zügelverschnallungen

Beim klassisch-englischen Kimblewick sind drei verschiedene Zügelverschnallungen möglich.

1. Laufend im großen D-Ring

Bei dieser Verschnallung kann der Zügel frei mitlaufen. Die Zügelposition kann sich dadurch an die Kopf-Hals-Position des Pferdes anpassen, wodurch sich auch die Wirkung des Gebisses verändert.

Nimmt das Pferd den Kopf zu hoch, bewegt sich der Zügel in den unteren Bereich des D-Rings. Hierdurch verstärkt sich die Hebelwirkung des Kimbelwicks, was einen beizäumenden Effekt hat und es erleichtert, den Kopf etwas mehr in die Tiefe zu führen.

Wenn das Pferd den Kopf zu tief nimmt, rutscht der Zügel in den oberen Bereich des D-Rings und das Kimblewick wirkt eher wie ein Stangengebiss. Die Hebelwirkung tritt etwas in den Hintergrund. In einer Situation mit zu tiefer Kopf-Hals-Position würde eine beizäumende Hebelwirkung es erschweren, wieder eine etwas aufgerichtetere Position zu erreichen.


Laufend im D-Ring Zügelverschnallung Kimblewick bei Picadera
Laufende Verschnallung im D-Ring

2. Obere Öse

Bei einer Verschnallung im oberen Schlitz des D-Rings, ist der Zügel in dieser Position fixiert und kann nicht mehr mitlaufen. Diese Verschnallung kann gewählt werden, wenn die Stangenwirkung betont werden soll. Das Kimblewick wirkt dann mehr wie eine reines Stangengebiss und die Hebelwirkung fällt geringer aus.


Obere Zügelverschnallung Kimblewick bei Picadera
Verschnallung in der oberen Öse

3. Untere Öse

Wird der Zügel in der untere Öse verschnallt, wird die Hebelwirkung des Kimblewicks betont. Das heißt, es erfolgt eine vermehrte Kraftverteilung auf Genick, Unterkiefer und Kinn.


Untere Zügelverschnallung Kimblewick bei Picadera
Verschnallung in der unteren Öse

In der Praxis eher selten zu sehen, aber natürlich ebenfalls möglich: Das Kimblewick kann selbstverständlich auch mit zwei Paar Zügeln verwendet werden. Hierbei wird je ein Zügelpaar im oberen und unteren Schlitz verschnallt. Dies ermöglicht eine differenzierte Hilfengebung, je nachdem wie die Situation es mit dem Pferd erfordert. Und auch als Vorbereitung für das Reiten mit Kandare/Unterlegtrense kann dies eine wunderbare Möglichkeit sein, um das Handling zweier Zügelpaare als Reiter:in zu üben – ohne dass das Pferd direkt auf die neuen Gebisse umgestellt werden muss.

Bitte beachte: Wir betrachten hier isoliert die Wirkung des Zügels. Reiten ist eine komplexe Komposition aus unterschiedlichen Hilfen, bei der das Gebiss bzw. die Zügelhilfe keine dominierende Rolle spielen sollte. Die bewusste Wahl einer bestimmten Zügelverschnallung ist letztlich eine Möglichkeit des Fine Tunings in der Hilfengebung.


Die Rolle des Mundstücks beim Kimblewick

Kimblewicks gibt es, wie die meisten Hebelgebisse, mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Mundstücken. Bei Picadera findest du vorrangig Kimblewicks mit Stangenmundstücken und eine kleine Auswahl mit gebrochenem Mundstück.


Kimblewick Stangenmundstück bei Picadera
Mit Stangenmundstück: Kimblewick Stange

In der Praxis werden Hebelgebisse überwiegend mit Stangenmundstücken verwendet. Da das Mundstück als Drehachse für den Unterbaum fungiert, wird die Hebelwirkung durch eine starre Stange korrekt an das Genick weitergeleitet.


Einfach gebrochenes Kimblewick bei Picadera
Mit gebrochenem Mundstück: Kimblewick Trense

Bei einem gebrochenen Mundstück ist die Drehachse unterbrochen und verwässert somit auch die Genickwirkung. Dennoch wird natürlich Kraft vom Maul an Unterkiefer, Kinn und Genick abgeleitet. Daher gibt es Pferde, die sehr zufrieden mit einem gebrochenen Kimblewick bzw. Hebelgebiss laufen. Vermutlich empfinden diese Pferde das Ableiten der Kraft – weg vom Maul – bereits als angenehm, auch wenn die Genickwirkung nicht ganz lehrbuchmäßig erfolgen kann.


Zügelführung – einhändig oder beidhändig?

Es gibt unterschiedlichen Schulen und Lehransätze zu dieser Thematik. Meist wird bei einem Hebelgebiss mit Stangenmundstück eine einhändige Zügelführung empfohlen, sodass die Gefahr des Verkantens reduziert wird.

In der Praxis sieht man beim Kimblewick allerdings überwiegend eine beidhändige Zügelführung, die für viele Pferd-Reiter:innen-Paare auch wunderbar funktioniert.

Bei einem Kimblewick mit Stangenmundstück ist bei einer beidhändigen Zügelführung dennoch darauf zu achten, dass das Pferd bereits stellende und biegende Hilfen kennt. Über die Zügel selbst sollte dennoch eine relativ gleichmäßige Einwirkung von rechter und linker Hand erfolgen.

Dadurch, dass sich bei einem einfach gebrochenen Mundstück die Seitenteile etwas unabhängiger voneinander bewegen und die Drehachse nicht starr ist, kann man das Kimblewick mit dieser Mundstückform ebenfalls beidhändig führen.


Vielleicht das richtige Gebiss für dein Pferd

Mit all seinen Besonderheiten kann das Kimblewick ein tolles und vielseitiges Tool in der Pferdeausbildung sein – und viel mehr als nur ein “scharfes” Gebiss, mit dem man heftige Pferde bremst. Bewusst eingesetzt, bereitet es dir und deinem Pferd ja vielleicht auch schon bald viele tolle Ritte.


Video – Wie wirkt das Kimblewick?

Das war dir zu theoretisch? Hier kommst du zum passenden Youtube-Video:

Wie wirkt das Kimblewick? / Wirkung Springkandare

Für jedes Pferd das passende Gebiss

Entdecke hier alle Kimblewick & Pelham Gebisse, die es bei Picadera zu finden gibt:

Fanni Kovács
Fanni Kovács

Ich bin Fanni, die Gründerin und Inhaberin von Picadera. Zur Identität als Reiterin gehört für mich auch das passende, funktionale Equipment. Dabei ist mir nicht nur wichtig, das Reitequipment zu finden, dass zu meinem Pferd und mir passt, sondern auch der Prozess – von der Entscheidung für ein Produkt, bis hin zu dem Moment, in dem ich es in den Händen halte. Hiervon angetrieben, habe ich Anfang 2017 damit begonnen, mir Gedanken dazu zu machen, wie man die Situation für die Reiterinnen und Reiter in Deutschland und Österreich, die sich für iberisches und barockes Reiten, sowie die Working Equitation, interessieren, verbessern kann. Das Ergebnis ist Picadera. Wenn du Feedback, Fragen oder Kommentare hast, dann schreib mir gerne eine Nachricht.

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