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Working Equitation Spaß im Reitunterricht für Kinder

#Throwback# Wer kennt sie nicht aus seiner Kindheit - die 'guten', alten Stunden im Kinder Reitunterricht: Reitlehrer*in in der Mitte, Abteilung außen herum und dann die gebrüllten Anweisungen 'Absatz tief, Rücken gerade, Hände aufrecht, Kinn hoch'...

#Throwback# Wer kennt sie nicht aus seiner Kindheit  – die ‚guten‘, alten Stunden im Kinder Reitunterricht: Reitlehrer*in in der Mitte, Abteilung außen herum und dann die gebrüllten Anweisungen ‚Absatz tief, Rücken gerade, Hände aufrecht, Kinn hoch’…

Natürlich haben wir damals die Basis gelernt und hatten Spaß beim Reiten – wir hatten Spaß mit den Pferden, wir waren mit unseren Freundinnen im Stall und hatten eine gute Zeit. Aber wäre da nicht noch mehr möglich gewesen?

Gott sei Dank gehören brüllende Reitlehrer*innen ja der Vergangenheit an, der Unterricht ist (in den meisten Reitschulen) wirklich gut und die Kids sind begeistert bei der Sache. Und doch bleibt bei mir der Hintergedanke – in Sachen Spaß und Abwechslung für Kind und Pferd muss noch mehr drin sein!

Sabines Tochter Lianne mit ihrem Shetty Jimmy im Sidepass

Meine beiden Töchter (13 und 10) sind begeisterte Reiterinnen. Wir hatten je nach Alter immer das Glück, in tollen Reitschulen gewesen zu sein – anfangs spielerisch mit viel Bewegung und Spaß auf dem Pony, dann immer mehr auf Sitz, Haltung und Aufgabengebung achtend, zwischendurch verschiedene Abzeichen, Springkurse, Reitferien – sie dürfen alles ausprobieren und haben immer sehr viel Freude dabei.

Nun bin ich seit einigen Jahren selbst absolute Working-Equitation-Begeisterte und hatte das große Glück, an einen der besten Working-Trainer zu geraten, der mittlerweile zum Freund der ganzen Familie wurde – Nuno Avelar.

Nuno rief mir im Laufe unserer Trainings und Gespräche immer wieder ins Gedächtnis – Kinder sollten beim Reiten nur eines haben: Spaß! Je älter sie werden, desto mehr kann man sie fördern und fordern, aber am Anfang zählt nur der Spaß – auch und vor allem im Reitunterricht für Kinder!

Meine Erfahrungen und Tipps möchte ich in diesem Beitrag mit Euch teilen – Ihr werdet folgendes erfahren:


Working Equitation – was ist das überhaupt?

Working Equitation stammt aus den alten, europäischen Arbeitsreitweisen und hat seinen Ursprung im Hüten und Treiben der Rinder in Portugal, Spanien, Frankreich und Italien. Mit zunehmender Modernisierung geriet die Arbeitsreitweise immer mehr in Vergessenheit, wurde jedoch weiterhin von Liebhaber*innen kultiviert und dann in einem internationalen Verband zusammengefasst. Unter diesem Verband finden Vergleichswettkämpfe statt – in den vier Disziplinen Dressur, Stil-Trail mit 10 bis 15 Hindernissen, Speedtrail (Trail auf Zeit in atemberaubendem Tempo) und der Rinderarbeit (Treiben eines Rindes aus der Gruppe auf Zeit) messen sich die Pferd-Reiter*in-Teams auf Working-Turnieren. Je nach Level der Paare tritt man in unterschiedlichen Klassen gegeneinander an – von Einsteiger*innen bis zu den fortgeschrittenen Profis, die alle Prüfungen einhändig absolvieren. In allen Klassen kommt es vor allem auf die Rittigkeit des Pferdes, den Gehorsam und auf das Vertrauen zur Reiter*in an – einfach ein toller Sport, der offen ist für Reiter*innen aus allen Disziplinen und jede Pferderasse.


Working Equitation – Spaß für Kind und Pferd!

Meine Töchter haben schon viele Working-Turniere mit mir angeschaut und waren schnell selbst vom Fieber gepackt, den diese Disziplin mit sich bringt. Staunend beobachteten sie unglaubliche Mensch-Pferde-Teams, die in absoluter Harmonie den Dressur-Trail absolvierten, feuerten sie lautstark beim Speed-Trail an und hielten die Luft beim spannenden Rinder-Test an. Ganz schnell kam der begeisterte Ausruf – das möchten wir auch mal versuchen!

Aber wie fängt man Working Equitation im Reitunterricht für Kinder in einem ganz normalen Dressurstall und wie in unserem Beispiel, mit Reitbeteiligungs-Pferden an?

Ganz einfach: so einfach wie möglich! Man benötigt kein großes Equipment, man muss nicht viel Geld ausgeben – in den meisten Ställen findet man Stangen, Pylonen, einen Sprungständer, vielleicht auch eine Plane und Eimer. Daraus lässt sich viel bauen, was einem einfachen Trailparcours nahe kommt.


Die ersten Hindernisse und wie baue ich sie auf

Ich habe mit meinen Töchtern „klein“ angefangen, d.h. einen Slalom mit Pylonen im Schritt, eine Gasse an der langen Bande mit einer Stange, 2 Eimer, die in gleichmäßigen Volten umrundet werden.

Meine Tipps für den Anfang:  

  • Fangt klein und einfach an und baut nicht gleich einen riesen Parcours auf – das überfordert schnell die kleinen Reiter*innen und das Pferd, wenn es noch nie einen Trailparcours gesehen hat!
  • Lasst die Kinder erst einmal im Schritt um die 2 oder 3 Hindernisse herumreiten, damit die Pferde sich langsam an die neue Umgebung gewöhnen und sich die Hindernisse auch in Ruhe von allen Seiten ansehen können.
  • Bleibt dabei und helft dem Pferd an der Hand, falls es aus Angst mal gar nicht auf das Hindernis zugehen möchte. 

Vor allem viel Loben! Für viele Pferde ist es nicht selbstverständlich, über eine ‚Planenbrücke‘ zu laufen, rückwärts aus einer Gasse zu gehen, oder an einem Sprungständer stillzustehen. Und natürlich auch die Kids viel loben – am Anfang werden Fehler passieren, die Pferde brauchen vielleicht noch etwas mehr Hilfe und es soll bei den Kids auf gar keinen Fall Frust aufkommen! Es hat beim ersten oder zweiten Mal noch nicht geklappt? Hey – wir versuchen es noch einmal!

Fangt jedes Hindernis im Schritt an! Lasst die Kids die Hindernisse von verschiedenen Seiten anreiten. Was von links gut klappt, muss von rechts neu angefangen werden. Wenn die Hindernisse im Schritt sitzen, dürft Ihr gerne das Level erhöhen! Klappt der Slalom im Trab flüssig und mit feinen Hilfen? Dann reitet den Slalom doch einmal komplett rückwärts!

Selbstverständlich werden die Kids die Hindernisse erstmal nicht nach strengem Turnier-Reglement reiten! Darum geht es auch gar nicht – es geht um Spaß und Abwechslung im Training. Und was ich Euch definitiv versprechen kann: Eure Kinder und die Pferde werden einen riesen Spaß haben, werden als Team zusammenwachsen, werden Selbstvertrauen und Mut schöpfen.

Und sie werden schnell selbst merken, wie toll es ist, ein Hindernis immer perfekter zu absolvieren, dem Pferd immer feinere Hilfen geben zu können und das Level hochzuschrauben.

Nachfolgend stelle ich Euch einige Hindernisse vor, die Ihr in Eurem Stall einfach nachbauen könnt und die die Kids recht schnell reiten können – es gibt natürlich noch mehr Hindernisse, ich habe nur die herausgesucht, die gut zu bewältigen sind und nicht viel Aufwand benötigen:


1. Einfacher Slalom

Was Ihr dazu braucht: Pylonen, Hütchen, zur Not gehen auch Eimer.

  • Stellt 5 oder 6 Hütchen in regelmäßigem Abstand voneinander in einer geraden Linie auf.   
  • Die Kinder sollen gerade darauf zu reiten und einen regelmäßigen Slalom um die Hütchen reiten.  
  • Probiert ein bisschen mit den Kindern herum – wie klappt es, wenn die Hütchen in 8 m Abstand zueinander stehen? Wie sieht es bei 5 m Abstand aus?

Am Anfang ist ein großer Abstand zwischen den Hütchen natürlich einfacher zu reiten! Macht es den Kindern anfangs immer so leicht wie möglich und erhöht dann mit der Zeit den Schwierigkeitsgrad. Geht es besser, wenn ich nah an den Hütchen vorbei reite? Ist es schwieriger auf der linken oder auf der rechten Hand? Wichtig ist, dass die Kinder selbst merken, wo es Probleme gibt, wann es flüssig und immer *exakter* wird. Im Schritt klappt es von beiden Seiten schon gut? Versucht es im Trab!


Es müssen nicht immer Hütchen sein für einen Slalom
(Foto: Daniela Rath Klassische Reitausbildung)

2. Der Becher

Was Ihr dazu braucht: 2 Sprungständer oder 2 Pylonen mit Stangen (oder Besenstielen) in der Mitte, einen Plastikbecher.

  • Stellt zwei Sprungständer nebeneinander so auf, dass genau ein Pferd mit etwas Freiraum rechts und links dazwischen passt.
  • Auf einen Ständer wird ein Plastikbecher umgekehrt gestülpt. Die Aufgabe ist, das Hindernis gerade und mittig im Schritt anzureiten, dazwischen stehen zu bleiben und den Becher von einem Ständer auf den anderen zu stecken. Danach gerade und mittig ausreiten.

Das klingt erst einmal recht einfach. Ist es aber gar nicht – für viele Pferde ist es anfangs schwierig, zwischen den beiden Pfosten stehen zu bleiben und dann auch noch auszuhalten, dass die Reiter*in oben etwas ‚tut‘, also den Becher umsteckt. Reagiert das Pferd nervös, bleibt erst nur kurz zwischen den Pfosten stehen, ohne den Becher umzustecken, lobt das Pferd und reitet heraus. Und auch hier daran denken: Immer auch von der anderen Seite anreiten. Wenn das gut klappt, bleibt länger stehen, nehmt den Becher hinzu. 

Ganz wichtig: Alles ruhig und achtsam absolvieren! Nehmt Euch Zeit, die Zügel in eine Hand zu nehmen und sie nach dem Becher wieder ruhig mit beiden Händen zu sortieren und aufzunehmen. Je ruhiger Ihr das macht, desto schneller wird sich Euer Pferd daran gewöhnen.

Das Level erhöhen könnt Ihr, indem die Reiter*in im Trab anreitet, ca. 3 m vor dem Hindernis in den Schritt durchpariert, das Hindernis absolviert und danach wieder antrabt. Das Gleiche geht für die Fortgeschrittenen auch im Galopp.


Eine Gasse aus Hütchen kann zusätzliche Führung geben
und das Anreiten des Bechers erleichtern

3. Der Tisch

Was Ihr dazu braucht: Einen Tisch oder eine umgekehrte Tonne und einen Behälter aus Plastik.

  • Stellt einen Tisch oder eine umgekehrte Tonne auf und stellt darauf einen Behälter/Krug aus Plastik.
  • Aufgabe ist, an das Hindernis anzureiten, knapp daneben anzuhalten, den Krug aufzunehmen, ihn über den Kopf hochzuheben und wieder hinzustellen.

Auch hier gilt wie bei dem ‚Becher‘ – das Pferd muss ruhig und geduldig neben dem Tisch stehen bleiben und aushalten, dass das Kind sich herunterbeugt, dann den Arm mit dem Krug hochhebt und wieder hinstellt. Bei unruhigen Pferden, die das noch nie gemacht haben, gar nicht so einfach. Fangt dann wieder mit der Übung an, nur neben dem Tisch stehen zu bleiben und lobend anzureiten. Versucht es auf beiden Seiten und erhöht dann erst die Schwierigkeit, indem Ihr den Krug dazunehmt. Seid vorsichtig beim Herunterbeugen und Arm Hochheben – Langsam und gelassen, bitte nie hektisch. Dann wird sich das Pferd schnell daran gewöhnen, was da so alles Neues passiert.

Das Level könnt Ihr auch hier erhöhen, indem Ihr im Trab oder Galopp anreitet, ca. 3 m davor in den Schritt durchpariert, das Hindernis bewältigt und dann wieder antrabt, bzw. angaloppiert. Auch lustig im Sommer: Füllt Wasser in den Krug und passt auf, dass Ihr nichts verschüttet (auch hier bitte Vorsicht: Euer Pferd könnte Wasser abbekommen und sich erschrecken).


Bei dem Gegenstand, den es vom Tisch hoch zu heben gilt,
sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt
(Foto: Daniela Rath Klassische Reitausbildung)

4. Die Glockengasse

Was Ihr dazu braucht: Ein oder zwei Stangen oder mehrere Pylonen/Hütchen, evtl. eine kleine Glocke.

Hier haben wir viele Möglichkeiten, wir starten jedoch wieder so einfach wie möglich.

  • Legt eine Stange (oder einige Hütchen) so an die Bande einer kurzen Seite, dass eine ‚Sack-Gasse‘ entsteht, in die Ihr einfach einreiten könnt. Wenn Ihr habt, legt am Ende eine kleine Glocke auf die Bande, am Anfang reicht es auch, wenn Ihr den Arm hebt und mit Eurer Stimme ‚bimmelt‘.
  • Aufgabe ist, im Schritt flüssig in die Gasse einzureiten, am geschlossenen Ende stehen zu bleiben, mit einer Hand die Glocke zu läuten und dann flüssig, gerade und möglichst mittig rückwärts aus der Gasse zu reiten.

Wir beginnen dies an einer Bande, da es mit einer Begrenzung an einer Seite und vorne am Kopf des Pferdes einfacher ist. Versucht es am Anfang ohne die Glocke, bleibt nur kurz stehen und richtet Euer Pferd dann rückwärts. Je nachdem, ob Ihr das schon geübt habt über eine kleine Distanz, klappt das manchmal vielleicht nicht so gut und Euer Pferd bricht nach der offenen Seite aus. Gar nicht schlimm! Begrenzt das Pferd dann mit Eurem Zügel und Eurem Schenkel und versucht es immer ein Stückchen mehr. Loben nicht vergessen, wenn es gut klappt! Dann könnt Ihr die Glocke mit dazu nehmen. Seid jedoch vorsichtig, damit sich Euer Pferd bei dem ungewohnten Geräusch nicht erschreckt.

Noch ein Tipp: Schaut die gesamte Zeit nur auf einer Seite zur Stange! Denn wenn Ihr ständig nach links und rechts schaut beim Rückwärts-Reiten, wird es schnell hektisch und unrund. Wenn Ihr eine Seite im Blick habt, könnt Ihr Euch besser konzentrieren und reagieren, wenn Ihr zu nah oder zu weit weg an der einen Seite seid. Teilt Euch das Hindernis in kleine Teile auf und macht Pausen dazwischen: Einreiten, Stehen – Pause – Klingeln – Pause – Rückwärtsrichten – Stehen – Pause – usw. Erst dann kann man üben, das Hindernis immer flüssiger zu reiten.

Meine Kinder mögen die Glockengasse sehr, ist sie doch vielseitig veränderbar und man kann das Schwierigkeitslevel sehr gut erhöhen:

  • Verlängert die Rückwärts-Distanz, indem Ihr die Stangen oder Hütchen verlängert.
  • Bildet eine Gasse mit zwei Stangen mitten auf dem Reitplatz, ohne Bandenbegrenzung. Stellt einen Pfosten am Ende auf, an dem Ihr das Glöckchen befestigt.
  • Bildet aus mehreren Stangen eine L-Gasse, d.h. Ihr müsst im Rückwärtsrichten eine Kurve reiten, das ist schon für die Fortgeschrittenen unter Euch.
  • Reitet die Gasse im Trab oder Galopp an.

Die Glockengasse in der fortgeschrittenen Variante als L

5. Die Brücke

Was Ihr dazu braucht: Eine feste Plane und zwei Stangen.

Eine richtige Brücke aus Holz werden die wenigsten im Stall haben, deswegen tut es auch eine Nachgebaute.

  • Legt eine Plane an die lange Seite der Bande und befestigt sie an der offenen Seite mit den Stangen.
  • Aufgabe ist, gerade, mittig und flüssig im Schritt darüber zu reiten.

Alternative für eine Brücke beim Working Equitation Trail
Für Geübte: die Plane wird zusätzlich mit leeren Plastikflaschen befüllt
(Foto: Daniela Rath Klassische Reitausbildung)

Die Brücke stellt für viele Pferde eine große Herausforderung dar. Wissen wir doch alle, dass sich die meisten Pferde schwer tun, über einen andersfarbigen und raschelnden Untergrund zu laufen.

Ganz wichtig: Wenn Ihr merkt, dass das Pferd nervös wird, gebt ihm mit einer Person an der Hand vom Boden aus Sicherheit! Damit vermeidet Ihr große Hopser oder gar Scheuen. Das Kind ermutigt von oben und treibt gleichmäßig, die helfende Person am Boden hält die Zügel und geht mit dem Pferd über die Plane. Auch hier gilt – viel Loben und von beiden Seiten anreiten.

Die Schwierigkeit könnt Ihr erhöhen, indem Ihr die Brücke ohne Bandenbegrenzung mitten auf dem Platz baut (dann beide Seiten mit Stangen befestigen) und im Trab oder Galopp anreitet, in den Schritt durchpariert, flüssig über die Brücke reitet und danach wieder antrabt oder angaloppiert.


Bregrenzung für eine Brücke als Übung für den Working Equitation Trail
Die Engstelle über der Brücke lässt sich zur Vorbereitung
auch mit zwei Sprüngen simulieren

6. Die 2 Tonnen

Was Ihr dazu braucht: Zwei Futtertonnen, zwei Pylonen oder Eimer.

  • Stellt die beiden Tonnen oder eben Pylonen/Eimer im Abstand von ca. 10 m nebeneinander auf.
  • Aufgabe ist, mittig und gerade zwischen den beiden Tonnen im Schritt einzureiten, dann eine gleichmäßige Linksvolte um die linke Tonne und direkt im Anschluss eine gleichmäßige und volle Rechtsvolte um die rechte Tonne zu reiten und mittig und gerade zwischen den beiden Tonnen auszureiten.

Eine wirklich sehr schöne Übung für Biegung und Stellung des Pferdes und exaktes Reiten – denn beim Ein- und Ausreiten des Hindernisses muss das Pferd gerade gestellt sein und die Volten müssen gleichmäßig, rund und möglichst im gleichen Abstand-  zur Tonne geritten werden.

Erschweren könnt Ihr die Übung, indem Ihr die Tonnen näher zueinander stellt oder das Hindernis im Trab oder sogar Galopp mit einfachem Wechsel reitet. Wichtig ist hierbei – die Perfektion ist das Ziel.


7. Sidepass über die Stange

Was Ihr dazu braucht: Ein bis zwei Stangen.

Das Seitwärts Reiten über eine Stange ist zugegebenermaßen für bereits fortgeschrittenere Reitkinder. Aber es ist definitiv möglich, wenn Kind und Pferd im normalen Unterricht bereits Schenkelweichen reiten – denn nichts Anderes reiten wir hier, nur zusätzlich über eine Stange.


Stange auf dem Boden als Übung für den Sidepass
Der Blick sollte bei der Seitwärts-Stange in Bewegungsrichtung
gerichtet sein (Foto: Daniela Rath Klassische Reitausbildung)

  • Aufgabe ist, im Schritt an das Hindernis anzureiten und flüssig im Seitwärtsgang über die Stange zu reiten, von links und rechts.
  • Wichtig ist, dass die Stange unter dem Reitersitz liegt. Damit vermeidet Ihr, dass die Pferde vorne oder hinten auf die Stange treten. Schaut auf die Seite in Bewegungsrichtung und korrigiert ggf., wenn Euer Pferd mit den Vorder- oder Hinterbeinen zu nah an die Stange tritt.

Mein Tipp zum Anfangen der Übung: Reitet nicht gleich über die ganze Stange seitwärts! Reitet nur das letzte Drittel, indem Ihr Euer Pferd über die Stange stellt, haltet und dann erst das letzte Drittel seitwärts lenkt. Klappt dies gut und flüssig, könnt Ihr die Distanz vergrößern, bis Ihr wirklich die ganze Stange seitwärts reitet – dann selbstverständlich von links und rechts.

Auch eine große Hilfe ist es, wenn Ihr von einer Person an der Hand Hilfe bekommt, die die Zügel mitführt und eventuell mit einer Gerte den Seitwärtsgang unterstützt.

Den Schwierigkeitsgrad erhöhen könnt Ihr, indem Ihr mit einer weiteren Stange ein L legt und dies im Seitwärtsgang reitet und wie bei allen Übungen im Trab oder Galopp anreitet und kurz vorher durchpariert.

Wenn man einmal sieht, wie die Profis den Sidepass einhändig im Galopp reiten, dämmert es einem, was es mit der immer beschriebenen Rittigkeit des Pferdes auf sich hat. Wie heisst es so schön – Übung macht die Meister*in!


8. Der Sprung

Was Ihr dazu braucht: Ein Cavaletti oder einen kleinen Sprung – wenn nicht vorhanden, tun es auch zwei kleine Strohballen.

In der Working Equitation wird auch gesprungen – ein kleiner Sprung in Anlehnung an die Arbeit im Feld und um den Gehorsam und die Rittigkeit abzufragen, wenn danach wieder ein versammelndes Hindernis geritten wird. Ziel ist, dass das Pferd nicht zu schnell wird und auch nach dem Sprung gleich wieder ‚bei seiner Reiter*in‘ ist.

Habt einfach Spaß dabei, reitet im Trab oder Galopp mittig und ruhig darauf zu und trainiert auf beiden Seiten.


9. Das Tor

Was Ihr dazu braucht: Zwei Sprung-Ständer, ein Seil/Longe.

Das Tor ist eines der schwierigeren Hindernisse in der Working Equitation. Es kommt daher, dass die Rinderhirten die Herden von einer Weide auf die andere trieben und dabei die Tore der Weiden vom Pferd aus öffneten und schlossen.

Das Tor stellt eine große Aufgabe für Kind und Pferd dar, aber wer Lust hat auf Herausforderungen, dem macht dieses Hindernis sehr viel Spaß.

  • Ihr könnt ein einfaches Tor nachbauen, indem Ihr zwei Sprung-Pfosten so nebeneinander aufstellt, dass ein Pferd mit der gesamten Länge durchpasst. Das eine Ende des Seils befestigt Ihr fest an dem einen Pfosten, das andere hängt Ihr lose mit einer Schlaufe oben an den anderen Pfosten.  
  • Aufgabe ist, das Tor im Schritt mittig anzureiten und das Pferd durch das Tor durch zu navigieren, während Ihr mit einer Hand das lose Ende des Seils in der Hand haltet und die gesamte Zeit nicht loslasst, bis Ihr wieder schließt.

Auch beim Tor ist es extrem hilfreich, wenn eine Person am Boden helfend eingreift, wenn Pferd und Kind noch nicht so genau wissen, was zu tun ist. Teilt Euch das Tor wieder in Einzelschritte ein und macht Pausen zwischen jedem Schritt. Das bringt Ruhe ins Geschehen.

Wenn das Pferd sehr nervös auf das Hindernis reagiert, lasst es anfangs nur parallel zum Tor stehen, lobt das Pferd und reitet wieder weg. Gebt ihm die Möglichkeit zu lernen, dass nichts passiert. Wenn das gut und ohne Spannung funktioniert, geht es weiter.


Am Anfang kann bereits das ruhige Stehen neben
dem Tor eine Herausforderung sein.

  1. Reitet auf das Tor zu und bringt das Pferd seitwärts am Tor mit dem Kopf an der losen Seilseite und an Eurer rechten Seite zum Stehen.
  2. Nehmt die Zügel ruhig in die linke Hand und öffnet mit der rechten Hand das Tor (die Seilschlaufe nicht mehr loslassen).
  3. Etwas Rückwärtsrichten, dann nach rechts vorwärts ins Tor einreiten und mit einer Rechtsdrehung das Pferd drehen, so dass es jetzt auf der anderen Seite parallel zum Tor steht, mit der Hinterhand in Höhe der offenen Seite. Nun wieder das Tor mit der rechten Hand schließen.

Das hört sich ganz einfach an – ist jedoch am Anfang wirklich schwierig! Die Reiter*in reitet einhändig, muss das Pferd durch das Tor navigieren, aufpassen, dass kein Pfosten umgeworfen wird und sollte dabei die ganze Zeit den Strick nicht loslassen. Selbstverständlich immer loslassen, bevor man alles umwirft, wenn es anfangs nicht klappt! Deswegen – eine helfende Person muss dabei stehen und gibt Anweisungen und gibt Sicherheit und Ruhe.

Gerade bei diesem Hindernis gilt: Übung macht die Meister*in und wenn es die Kids dann einmal flüssig und ganz alleine geschafft haben, kriegen sie das stolze Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht!


Mein Fazit – was bringt Working Equitation in Reitunterricht für Kinder und Pferde?

Wie Ihr vielleicht beim Lesen festgestellt habt, geht es bei der Working Equitation vor allem um Teamwork – Pferd und Kind müssen sich aufeinander verlassen können, Vertrauen zueinander entwickeln. Sie schaffen den Trailparcours nur gemeinsam! Was kann man sich Schöneres für seine reitenden Kinder wünschen, als eine auf Vertrauen basierende Bindung zu einem Pferd, mit dem man zusammen neue Aufgaben bewältigt und Herausforderungen meistert?

Die Pferde absolvieren ganz nebenbei eine Art Gelassenheitstraining – Working Pferde bringt so schnell nichts aus der Fassung. Vor allem merkt man schnell, wie viel Spaß das Training den Pferden selbst macht! Seitwärtsgänge, Wendungen, all dies macht einen Sinn im Trail und ist sehr abwechslungsreich eingebaut.

Den Kindern macht das Training vor allem eins: Spaß! Spaß an der neuen Herausforderung, Spaß an der Arbeit mit dem Teamkollegen – dem Pferd! Es entsteht ganz automatisch ein Selbstbewusstsein, wenn das Kind selbst merkt, wie es immer besser klappt, wie es selbst den Schwierigkeitsgrad erhöhen kann und mutig Neues ausprobiert.

Wenn man einmal das Strahlen eines Kindes gesehen hat, das einen ganzen Trailparcours mit seinem Pferd erfolgreich gemeistert hat, dann weiß man, was Spaß beim Reiten bedeutet…

Und nun – nichts wie ran ans Bauen und Ausprobieren in Eurem ganz individuellen Reitunterricht für Kinder!


Hier habe ich dir eine Auswahl an passenden Produkten für die Working Equitation zusammengestellt:

Sabine Pfannebecker
Sabine Pfannebecker

Mein Name ist Sabine Pfannebecker, ich bin Jahrgang 74, bin verheiratet und habe 2 Töchter im Alter von 13 und 10 Jahren. Wir Mädels in der Familie sind absolut Pferdeverrückt - mein Mann muss mitziehen :-)

Ich selbst reite, seit ich 10 Jahre alt bin und meine Leidenschaft gilt seit 4 Jahren der Working Equitation. Zu unserer Familie gehören neben drei Hunden und einer Katze, zwei süße Shetties und seit Neuestem ein Lusitano-Wallach, der im Sommer aus Portugal kommt und auf den wir uns sehr freuen.

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