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Die Arbeitsreitweise der Csikós in Ungarn

Die weite Ebene der ungarischen Puszta ist nicht nur für ihre atemberaubende Landschaft bekannt, sondern auch die Heimat der ungarischen Pferdehirten. In diesem Blogartikel nehmen wir dich mit in die wunderschöne Puszta und stellen dir die Csikós und ihre Arbeitsreitweise vor. Sie nehmen eine Sonderstellung unter den europäischen Hirten ein, da im Vergleich zu den meisten anderen Nationen nicht Rinder, sondern Pferde beritten gehütet werden.


Die Geschichte der Csikós in Ungarn

Im 18. Jahrhundert ließen sich immer mehr Pferde- und Rinderzüchter mit ihren Gestüten in der ungarischen Puszta, einer baumarmen Steppenlandschaft, nieder. Die Puszta bot aufgrund ihrer riesigen Fläche ein ideales Weideland für das Halten großer Viehherden. Um die großen Viehherden zu hüten, wurden Hirten eingesetzt. Für die Rinderherden waren die Gulyás verantwortlich, um die Pferdeherden kümmerten sich die Csikós. Anders als bei den anderen europäischen Arbeitsreitweisen waren die berittenen Csikós ausschließlich für das Hüten von Pferdeherden zuständig. Aber ihre Aufgabe bestand nicht nur im Hüten der Herden, sondern die gesamte Pferdehaltung wurde ausschließlich den Csikós überlassen. So betreute der Csikós auch die Fohlen und kümmerte sich um deren Aufzucht. Der Csikós hatte daher einen sehr hohen gesellschaftlichen Status. Man wusste, ohne ihn würde es bald keine Pferde mehr in der ungarischen Puszta geben. Anders als die Arbeit mit den großen Rinderherden, die sich bei einem Zwischenfall schnell wieder einfangen ließen, war die Arbeit mit den Pferdeherden wesentlich anspruchsvoller. Sie erforderten von den Csikós viel Geschick, einen kühlen Kopf, sowie vollstes Vertrauen in das eigene Pferd. Als der internationale Handel immer mehr Fahrt aufnahm, war die Nachfrage nach ungarischen Pferden sehr hoch. Sie wurden in ganz Europa geschätzt, die besten Züchtungen verkauften die ungarischen Gestüte ins Ausland. So trug der Csikós nicht nur einen gesellschaftliche Bürde, sondern auch eine finanzielle.

Als im 20. Jahrhundert die Pferdezucht immer mehr revolutioniert wurde, ging die Tradition der Csikós nach und nach zu Ende. Der ungarische Pferdehirte wurde für das Hüten der großen Pferdeherden kaum mehr benötigt. Da die Csikós für ihre hervorragenden Fähigkeiten im Umgang mit Pferden sehr geschätzt wurden, setzte man sie während des Ersten Weltkrieges als Ausbilder ein. Ihre Aufgabe bestand darin, die Pferde auf Kampfsituationen vorzubereiten und vor allem ihre Panik-Schwelle herabzusetzen. Nach dem Krieg gab es für die Csikós keine Aufgabe mehr. Die Berufung der Pferdehirten starb weiter aus.



Heute können Besucher und Besucherinnen im Nationalpark Hortobágy, der 1973 mit dem Ziel der Erhaltung der ehemaligen Pusztalandschaft gegründet wurde, die Csikós bei ihren Vorführungen der Reitkunst bestaunen. Hier leben etwa 200 Hirtenfamilie wie früher. Neben den Shows, ist der Csikós hauptberuflich immer noch Pferdehirt und Züchter. Insbesondere die Hortobágyer Reitertage, die international bekannt sind, sind für Pferdeliebhaber:innen immer einen Besuch wert. Hier lässt sich auf ein halbes Jahrhundert ungarischer Pferdegeschichte zurückblicken. Neben vielen Vorführungen und Shows erhalten Besucher und Besucherinnen Einblicke in die Vergangenheit und Gegenwart der Hirtenkultur in der Hortobágy Region. Man erfährt mehr über die Arbeit und die Pferdezucht des berühmten Gestüts Mátai, welches sich hauptsächlich die Erhaltung der Nonius Pferderasse zur Aufgabe gemacht hat.

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Die Nonius Pferde der Csikós in Hortobágy

Seit 1885 wird in der Pusztalandschaft Hortobágy die Pferderasse Nonius gezüchtet. Der Nonius hat einen kräftigen und großrahmigen Körperbau. Daher ist er ein ideales Kutschpferd, aber dank seiner Vielseitigkeit auch gut als Reitpferd einsetzbar. Der Charakter des Nonius ist ruhig und ausgeglichen, er ist gutmütig und sehr lernwillig. Er zeichnet sich vor allem durch Zuverlässigkeit und Robustheit aus. Auch bringt ihn so schnell nichts aus der Ruhe. Die Herden der Zucht- und Jungpferde haben meist eine Größe von 50 bis 100 Tieren. In der offenen Puszta von Hortobágy leben sie komplett frei und werden von den Csikós gehütet. Die Csikós kennen jeden Schützling in ihrer Herde beim Namen und wissen wichtige Details wie Alter, Abstammung und Charakterzüge.

💡Wusstest du schon… Die Pferderasse Nonius verdankt ihren Namen ihrem Stammvater, dem Zuchthengst Nonius Senior. Nonius Senior wurde 1810 in Frankreich geboren und war somit kein echter Ungar. Seine genaue Abstammung war nicht bekannt, jedoch weiß man, dass er einen hohen Anteil an Englischem Vollblut hatte. Nonius Senior wurde 1813 bei der Niederlage Napoleons von den Ungarn erbeutet und fand ein neues Zuhause in Ungarn.  Bis zu seinem Tod im Jahre 1832 wurde er im ungarischen Staatsgestüt Mezöhegyes als Deckhengst eingesetzt.


Die Arbeitsreitweise der Csikós

Die ungarischen Pferdehirten sind auf der ganzen Welt für ihr reiterliches Können bekannt. Ihre Arbeitsreitweise zeichnet sich vor allem durch ihre Geschwindigkeit, Wendigkeit und Eleganz aus. Um die großen Pferdeherden in der weitläufigen Puszta zu betreuen, erfordert es viel Geschick und Können, daher sind bei den Csikós nach und nach einige Manöver und Tricks entstanden, wodurch sie die Herden effizienter hüten und kontrollieren können. Zu den klassischen Tricks gehört das Reiten ohne Sattel oder das Seitliche hängen am Pferd und dann von einer Seite zur anderen zu springen ohne herunterzufallen. Die Pferdehirten können auch während dem Reitens kurz aufstehen und auf dem Pferderücken stehend oder hockend weiterreiten. Das wohl bekannteste Manöver ist die ungarische Post. Hierbei steht der Csikós auf dem Rücken zweier Pferde, während er drei weitere Pferde als Gespann vor sich traben lässt. Traditionell konnten die Csikós auf dem Pferderücken stehend, die Herden besser überblicken und so sich nähernde Gefahren schneller ausmachen. Man lehrt auch die Pferde, sich auf Befehl hinzulegen, damit sie von weitem nicht gesehen werden können. Der Csikós stellt sich dann auf den Bauch des Pferdes und knallt mit seiner Peitsche, um das Schießen aus einer Schusswaffe zu imitieren und so die Pferde schusssicher zu machen. 


Die ungarische Post, das wohl bekannteste Manöver der Csikós.

Die Ausrüstung der ungarischen Pferdehirten

Die Kleidung und die Ausrüstung der Csikós hat sich vor allem an das Leben als Pferdehirten und an die klimatischen Bedingungen in der Puszta angepasst. So war die Berufskleidung der Csikós an spezielle Kleidungsstücke gebunden, jedoch kleideten sich nicht alle Csikós einheitlich. Die wohl bekanntesten Pferdehirten Ungarns sind die Csikós von Hortobágy in ihrer königsblauen Arbeitstracht. Die blaue Kleidung betonte früher ihren Stand in der Gesellschaft, denn nicht jeder konnte sich Kleidung in der königlichen Farbe Blau leisten. Sie besteht aus einem blauen Leinenhemd und einer blauen weit geschnittenen Hose, die seinem Träger viel Bewegungsfreiheit bietet. Auf dem Kopf trägt der Csikó den berühmten Dreispitz Hut, dieser ist meist aus Filz oder Leder gefertigt. Der Hut ist ein Symbol der Identität des Csikós und schützt ihn vor Sonne und Regen. 

Zu den zwei wichtigsten Ausrüstungsgegenständen eines Csikós gehören die Peitsche und der Sattel. Wobei viele Csikós auch ohne Sattel reiten, um den Sattel nicht unnötig herumtragen zu müssen. Die Peitsche wird von den Csikós nicht zur Züchtigung der Pferde eingesetzt, sondern dient als Erkennungsmerkmal für die Pferde den Anweisungen zu folgen.


Zwei Csikós aus Hortobágy in ihrer traditionellen Arbeitskleidung.

Bis heute stolze Reiter- und Pferdenation

Ungarn ist auch heute noch ein Pferdeland und für seine Pferdetradition, sowie für seine Pferdezucht bekannt. Gerade die Puszta sollte von Pferdeliebhaber:innen bei einem Urlaub in Ungarn unbedingt besucht werden. Hier kann man nicht nur die Csikós, ihre Tradition und Arbeitsreitweise erleben, sondern es wird auch ein weitläufiges Netz an Reitwegen angeboten, das zu ausgedehnten Ausritten einlädt.


Für Arbeitsreiter:innen aller Nationen

Hier findest du eine Auswahl an traditionellem Equipment:

Myriam Scotti
Myriam Scotti

Hallo, ich bin Myriam und kümmere mich bei Picadera um den Kund:innen Service und um den Versand. Zusätzlich mache ich gerade eine Weiterbildung im Bereich Marketing.
Da in meiner Familie Pferde schon immer eine große Rolle gespielt haben, konnte ich bereits in jungen Jahren so einiges an Erfahrung sammeln. So gehören auch seit einiger Zeit die beiden englischen Vollblüter Antarro und Belle Indomita zur Familie.
Zusätzlich ist meine Reitbeteiligung Lukas, ein deutsches Reitpony, seit vielen Jahren mein treuer Begleiter. Ein ziemlich guter Lehrmeister, der mich schon so einiges gelehrt und mich in meinem reiterlichen Können weitergebracht hat. Da Lukas mittlerweile das Rentenalter erreicht hat, verbringen wir unsere Zeit hauptsächlich mit schönen Ausritten im Gelände und freier Arbeit vom Boden aus.

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