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Die Altkalifornische Reitweise

Die Altkalifornische Reitweise ist eine der letzten noch real praktizierten Gebrauchs- und Arbeitsreitweisen. Sie kam mit den Spaniern nach Amerika und entwickelte sich zu einer Praxis, die noch heute in Teilen des Westens angewendet wird: das Hüten großer Rinderherden zu Pferde. Die Altkalifornische Reitweise richtet sich nach einer ganz besonderen Philosophie, die sich viel mit dem Verständnis der Pferdepsyche auseinandersetzt. Vaqueros setzen auf eine harmonische Partnerschaft mit dem Pferd, Vertrauen, Respekt und Kontrolle. Die Pferdeausbildung dauert bis zu zehn Jahre lang und endet mit dem fertig ausgebildeten Bridle Horses. Diese Pferde haben gelernt auf die kleinsten Signale des Vaqueros zu reagieren, sodass das ungeschulte Auge von außen keine Reiterhilfen mehr ausmachen kann. 

Die Altkalifornische Reitweise ist interessant für Reiter*innen, die Spaß an der Rinderarbeit haben und großen Wert auf gemeinsame Kommunikation mit dem Pferd legen, ohne den Bezug zur Arbeitsreiterei zu verlieren. 

  1. Geschichte der altkalifornischen Reitweise
  2. Elemente der Pferdeausbildung im altkalifornischen Stil
  3. Typische Ausrüstungsgegenstände der California Vaqueros

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Geschichte der altkalifornischen Reitweise

Ihren Ursprung hat die Altkalifornische Reitweise in der Reiterei von den spanischen Conquistadores. Diese kamen erstmals im Jahr 1492 unter der Führung des italienischen Seefahrers Christoph Kolumbus auf den amerikanischen Kontinent. Die California Vaqueros waren stark von der Reitweise und der Ausrüstung der nordafrikanischen Berberstämmen geprägt. Diese haben sich nach der Besetzung der Iberischen Halbinsel 711 n. Chr. bis zum Jahr 1210 gehalten und brachten auch etliche gebisslose Zäumungen nach Europa. So entstand zum Beispiel aus dem Kappzaum das heutige Bosal. 

Christoph Kolumbus brachte schon bei seiner zweiten Reise auf den amerikanischen Kontinent Pferde mit. In Jamaika, Santa Domingo und Kuba wurden zwischen 1493 und 1519 Zuchtstationen gebaut. Um Siedlungen auf dem Festland aufzubauen, fingen die Spanier zudem an, Pferde von den Insel-Zuchtstationen aufzukaufen. Diese durften allerdings nur ausgewählte Männer reiten, da es den Ureinwohnern untersagt war, Pferde zu besitzen. Die Kolonialisten befürchteten, dass sich die Einheimischen sonst einen Vorteil verschaffen könnten, um sich zur Wehr zu setzen. Als jedoch Mexico zunehmend besiedelt wurde und Pferd und Reiter gebraucht wurden, um die Ernährung sicherzustellen, wurden immer mehr Ausnahmen gemacht. Die indianischen Ureinwohner erhielten inoffiziell die Erlaubnis Pferde zu reiten und auszubilden. 

Ab 1542 bekamen die Arbeiter einen Minimallohn ausgehändigt, nachdem das Hacienda-System eingeführt wurde. Im selben Jahr wurde zudem ein Register für Nutztiere eingeführt, welches besagte, wer welche Arbeit verrichten durfte und dass sich die amerikanischen Uhreinwohner ausschließlich um den Viehbestand kümmern sollten. Aufgrund von Arbeitskräftemangel wurden diese Regeln allerdings nicht allzu lange beachtet. Die Spanier waren dazu gezwungen, den Ureinwohnern das Reiten beizubringen, bis 1564 eine offizielle Reiterlaubnis erteilt wurde. Allerdings schrieb diese vor, dass die spanische Militärausrüstung, wie Sattel, Kandaren, Sporen und Garrochas nicht benutzt werden durften. Zudem mussten die Vaqueros Leder tragen, um sich von den Spaniern zu unterscheiden. Hierdurch bekamen sie auch den berühmten Namen “Cuerudos”, was so viel heißt wie “mit Leder bedeckt”. 

Das Fehlen von Metall in der Ausrüstung sollte sicherstellen, dass die Einheimischen keine Revolution anzetteln könnten. Ohne diese Mittel wurden die Vaqueros erfinderisch: sie entwickelten eigene Methoden, um die tägliche Arbeit mit den Rindern zu erleichtern. So benutzten sie Seile, um kontrollierter mit dem Vieh umzugehen und wurden Meister im Umgang mit ihren neuen Werkzeugen. Schlussendlich löste das Lasso die Garrocha komplett ab. 

Im Jahr 1532 wurde der Norden Kaliforniens kolonialisiert. Der Konquistador Hernan Cortés entdeckte auf einer Expedition 1535 die Halbinsel Baja California in Niederkalifornien. Doch erst im Jahr 1686 wurde die Missionsroute von den Jesuiten durch Arizona nach Kalifornien durchgeführt, nachdem die spanische Regierung diese durch Steuergelder finanzieren konnte.

Einige Zeit später, im Jahr 1767, wurden die Jesuiten allerdings wieder von den Spaniern vertrieben. Zwei Jahre später befahl Karl III. von Spanien die Gründung von Missionen und Militärstützpunkten entlang der Küste im heutigen Kalifornien. So gelangten die Ausrüstungsgegenstände mit der spanischen Reiterei in den Bundesstaat. Die geschickte Lage für Exporte aus Kalifornien und die Mentalität der Spanier sorgten von 1769 bis 1849 für eine gewisse Reitkultur, in der das Pferd zum Statussymbol wurde. Der Besitz eines Pferdes garantierte einen hohen sozialen Status und ein gutes Einkommen. 

Erst nach den Weltkriegen wurde die Arbeit der California Vaqueros durch moderne und praktische Reitweisen abgelöst.

Noch heute werden in Teilen des Westens der USA die Rinder vom Pferd aus gehütet. Die Tradition wird durch Vaqueros und Buckaroos aufrecht erhalten.


Pferd und Reiter bei der Rinderarbeit
Erich Busch mit seinem Showman bei der Rinderarbeit
(Foto: Westernreitcentrum Lippe)

Elemente der Pferdeausbildung im Altkalifornischen Stil

Die spanisch-mexikanische Mentalität hat sich auch auf die Pferdeausbildung ausgewirkt. Das warme Klima in Kalifornien ermöglichte den Vaqueros die ganzjährige Arbeit ohne in Stress zu verfallen. Nach diesem Schema werden auch junge Pferde trainiert. Hier geht es vor allem um Balance – Timing – Feeling. 

Pferde sind von Natur aus Fluchttiere. Ihr Gleichgewichtssinn ist dafür ausgelegt, beim Flüchten nicht zu stolpern. Um das Reitergewicht zu tragen, muss die Balance des Pferde neu angepasst und ausgebaut werden. Hinzu kommt, dass Pferde, genauso wie wir Menschen, Links- oder Rechtshänder sein können. In Freiheit wird oft mit der präferierten Hand galoppiert. Die Altkalifornische Pferdeausbildung setzt deshalb großen Wert auf Seitengänge und Biegung, um den Bewegungsapparat geschmeidiger zu machen und die schlechte Seite zu kompensieren. Durch Schulterherein, Travers oder Renvers wird das Pferd im Schritt gymnastiziert. Die Vaqueros reiten mit Gewichtshilfen, um auf die Balance des Pferdes einzuwirken. Dies erfordert ein gutes Gleichgewichtsempfinden des Menschen. 

Das Reaktionsvermögen von Pferden untereinander beträgt 0,3 Sekunden. Gute Trainer*innen spüren schon im Voraus, wie ein Pferd reagiert, um dann innerhalb von ein bis zwei Sekunden reagieren zu können. Dies ist vor allem bei unsicheren Tieren wichtig, da das Korrigieren zur falschen Zeit im schlimmsten Fall kontraproduktiv wirken kann. 

Die California Vaqueros trainieren nach der Philosophie, das Pferd eigenständig lernen zu lassen. Dies basiert auf Vertrauen – Respekt – Kontrolle. Statt Ziehen am Zügel, werden Impulse an das Pferd weitergegeben, die bei korrekter Ausführung eingestellt werden. So wird das Pferd nach und nach auf das Reiten am losen Zügel vorbereitet. Doch auch Elemente der spanischen Reitkunst wie Piaffe und Passage werden in das Ausbildungsprogramm mit aufgenommen. Bevorzugt wird in der Pferdeausbildung das Reiten mit dem kalifornischen Hackamore, dem Bosal. Erst wenn das Pferd auf kleinste Signale des Vaqueros reagiert und der/die Reiter*in nur noch minimal einwirken muss, ist das letzte Stadium des Trainings erreicht: das Reiten mit dem Spade Bit.

Nach jahrelanger Ausbildung kann das Pferd immer feiner geritten werden, bis es zum perfekten Ranchpferd wird – das “Bridle Horse”. 


Typische Ausrüstungsgegenstände der California Vaqueros

Bosal – das kalifornisches Hackamore

Das Bosal ist das kalifornische Hackamore, welches die Spanier nach Amerika brachten. Diese Zäumung kommt ursprünglich aus dem Norden Afrikas, wo sie schon 4000 v. Chr. an Kamelen angewendet wurde. Die Hakma besteht aus einem Ring um die Nase des Pferdes und Zügel die am Nasenrücken oder Unterkiefer verschnallt werden. Die Vaqueros übernahmen diese Zäumung, flochten den Ring aus Rohhaut und brachten die Zügel über einen Knoten am Zaum an. Das Zügelsystem nennt sich Mecate. Es besteht traditionell aus Pferdehaar und ist zwischen sechs und acht Metern lang. Die Zügel werden mit einer speziellen Technik um das Nasenteil gewickelt, sodass am Ende ein geschlossenes Zügelpaar und ein Seil entsteht. Das Seil wird beim Reiten um das Sattelhorn gewickelt und dient unter Anderem als Führstrick.

Mit dieser Technik konnte das Bosal ohne Gebiss geritten werden. Gleichzeitig entsprach es den Vorschriften der Spanier, nur organisches Material für die Ausrüstung zu verwenden. Anders als ein Kappzaum wirkt das Bosal nicht nur lateral, sondern auch vertikal. 


Pferd mit Bosal-Zäumung (Foto: Westernreitcentrum Lippe)

Das Bosal erfordert, dass das Pferd auch mit Gebiss auszuführende Manöver ohne große Einwirkung der reiterlichen Hand ausführen kann. Hierfür muss der/die Reiter*in die korrekte Körperposition einnehmen, klare Gewichtshilfen geben und auf das richtige Timing achten, um das Pferd gut auf bevorstehende Manöver vorzubereiten. Nur so kann das Hackamore-Pferd die Hilfen verstehen und gemäß ausführen. Das Zusammenspiel zwischen Pferd und Vaquero erfordert Geschick und ein gewisses Level an Horsemanship. Erst nachdem das Reiten mit dem Bosal funktioniert, kann ein Pferd an das Spade Bit herangeführt werden. 


Spade Bit

Das traditionelle Bridle Horse wird mit einem sogenannten Spade Bit geritten. Dies ist ein hochwertig angefertigtes Gebiss, welches oft individuell auf das Pferd angepasst wird. Es sieht einer Kandare ähnlich, jedoch sind die geschmückten Seitenteile unbeweglich. Auf den ersten Blick wirkt das Spade Bit sehr wuchtig. Dies kommt nicht nur daher, dass es viel schwerer in der Hand liegt, als ein herkömmliches Kandarengebiss. Das Mundstück hat einen hohen Port, der meist wie ein Löffel aussieht. Dieser ist mit Kupferdraht oder Perlen ummantelten Verbindungsstücken am Gebiss befestigt. So herrscht eine große Auflagefläche für das Mundstück auf der Zunge des Pferdes. Oft befindet sich am hohen Port ein rotierendes Metallstück, welches die Speichelbildung des Pferdes anregt.

Das Spade Bit wird nicht mit Kinnkette, sondern nur mit einem Lederriemen an der Kinngrube geritten. Im Idealfall setzt die Hebelwirkung beim Reiten nicht ein. Diese Gebissart ist nämlich ein Signal Bit. Das Pferd kann durch die besondere Beschaffenheit dieses Bit auf der Zunge balancieren. Ein gut ausgebildetes Bridle Horse versucht den Kontakt zum Gebiss aufrecht zu halten, um so auf die kleinste äußere Einwirkung reagieren zu können. Durch die unbeweglichen Seitenteile bemerkt das Pferd schon minimale Signale an den empfindlichen Lippen, bevor der Kinnriemen wirkt und die Hebelwirkung einsetzen kann. 


Spade Bit am Pferd (Foto: Westernreitcentrum Lippe)

Das Spade Bit kann nicht an jedem Pferd verwendet werden. Die Tiere müssen jahrelang darauf vorbereitet werden, um das Gebiss richtig anzunehmen und die Signale der Vaqueros ohne große Einwirkung dieser umzusetzen zu können. Das Bit wird einhändig mit Romal Reins geritten und hat in den Händen von Anfängern nichts zu suchen. 

Werden all diese Hinweise beachtet, kann das Spade Bit zu einem genialen Kommunikationsmittel zwischen Reiter*in und Ranchpferd werden, sodass Außenstehende keine Reiterhilfen mehr sehen können. Es entsteht ein Bild von Perfektion und höchster Gehorsamkeit des Pferdes. 


Lasso

Das Lasso wurde von den California Vaqueros als Ersatz für die traditionelle, spanische Garrocha verwendet. Es wird aus Rohleder hergestellt und hat an einer Seite ein Auge, wodurch das andere Ende hindurch gezogen werden kann, um eine Schlaufe zu bilden. Das Lasso ist je nach Verwendungszweck zwischen drei bis 20 Meter lang und circa acht bis zwölf Millimeter dick. Vaqueros benutzten die Seilschlinge zum Einfangen von Tieren, wie Rindern, Kälbern, Bullen und Pferden, sowie zum Zähmen dieser. Für das Einfangen von Pferden wird meist ein längeres und weicheres Lasso verwendet, während für Tricks eher kürzere und härtere Seile verwendet werden. Es existieren in etwa 30 verschiedene Wurftechniken. Der Wurfstil ist vom Standort des Vaqueros und davon abhängig, ob die Schlinge über den Hals, die Hörner, Vorderfüße oder Hinterfüße des Tieres geworfen werden soll. Beim Werfen wird die Schlinge auf einen 1,5 m großen Durchmesser geöffnet. Das Seil wird dann über dem Kopf in kreisenden Bewegungen geschwungen und dann über das Tier geworfen. Blitzschnell wird das Ende des Lassos über das Sattelhorn geworfen und mit einer Drehung oder einem harten Stopp des Pferdes, das Tier umgeworfen. Dieser Prozess wird auch “Dally-Roping” genannt, was von dem spanischen Begriff “dar la vuelta” abgeleitet wurde und soviel wie “umdrehen” bedeutet. 


(Foto: Westernreitcentrum Lippe)

Harmonie ist das A und O

Die Altkalifornische Reitweise hat eine ganz besondere Geschichte, die sich heute noch in ihrer Tradition wiedergibt. Sie zeichnet sich durch den Einfluss der Spanier aus und entwickelte sich mit den Ureinwohnern zu einem ganz eigenen Stil. Elemente der Ausrüstung der California Vaqueros, wie das Bosal und Lasso, wurden nach und nach auch in andere Reitweisen mit aufgenommen. Zudem kann man wichtige Grundlagen der Pferdeausbildung von den California Vaqueros lernen. Die harmonische Zusammenarbeit zwischen Pferd und Reiter*in erfordert Geduld und vor allem Verständnis für die Pferdepsyche.

Wir danken Frauke Cilsik und Erich Busch vom Westernreitcentrum Lippe für die tollen Fotos!


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Katharina Laier
Katharina Laier

Hallo, ich bin Katharina Laier und studiere zur Zeit Medien - und Kommunikationsmanagement. Mit sieben Jahren habe ich mit dem Voltigieren angefangen und meine erste Erfahrungen im Umgang mit Pferden gemacht. Ein paar Jahre später bin ich in den Westernreitsport eingestiegen. Schon immer habe ich von einem eigenen Pferd geträumt, bis mir meine Eltern 2012 meinen Traum erfüllt haben. Seitdem begleitet mich meine 11-jährige Quarter Horse Stute Paula. Mit ihr zusammen habe ich schon viele Herausforderungen überwunden. Vor allem hat sie mir gezeigt, was es heißt konsequent zu bleiben und lösungsorientiert zu arbeiten.

Foto: Sara Freischlag

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